Die anstehende Verleihung des höchsten Ordens der Bundesrepublik an die Ex-Kanzlerin, möchte nicht zum Anlass nehmen, um über die wahre Größe der Geehrten am Stammtisch zu philosophieren, oder gar über die juristischen Voraussetzungen einer nachträglichen Entziehung zu referieren. Auch die 261.614 Träger:innen des Bundesverdienstkreuzes, und welche Bedeutung diese Anzahl für den Staat noch haben könnte, sollen hier keine Rolle spielen.

Ich möchte den Vorgang vielmehr nutzen, um exemplarisch auf die Darstellung von Orden in Spielfilmen einzugehen.

Da hätten wir zum einen den deutschen Vorbehaltsfilm „Pour le Merite“ aus dem Jahre 1938, der heute natürlich nur noch unter Aufsicht gezeigt werden darf. Dort wird eine Verknüpfung hergestellt, zwischen der höchsten Auszeichnung und den wahren Verdiensten für das Vaterland, die moralisch oberhalb der Regimetreue angesiedelt seien. Dass dies auch den künftigen Widerstand betreffen könnte, war dem Regime damals allerdings noch nicht bewusst.

Zu nennen ist selbstverständlich auch Charlie Chaplins „Der große Diktator„, der am 15. Oktober 1940 in den USA uraufgeführt wurde, einen Monat nach Roosevelts „Shoot-on-Sight-Order„. Dort wird Feldmarschall Hering, stellvertretend für Göring, ein Orden verliehen, der mangels Platz kaum auf die Brust passt, und kurz darauf nach einem Wutanfall, zusammen mit den restlichen Orden, wieder abgerissen wird. Damit wird die Ordensvergabe in Deutschland als inflationär und willkürlich dargestellt. Mit anderen Worten: Deutsche Orden sind nichts wert.

Dann hätten wir noch den Hollywood-Klassiker „Steiner – Das Eiserne Kreuz“ aus dem Jahre 1977 im Angebot. Dieser Film basiert auf einer deutschen Romanvolage, mit der Willi Heinrich, analog zu Erich Maria Remarque, weltberühmt wurde und finanziell ausgesorgt hatte. In der Story, die im Übrigen frei erfunden ist, geht es um einen ehrenhaften Soldaten und einen unehrenhaften fiesen feigen intriganten Offizier, der sich das Eiserne Kreuz erschleichen will. Hier sehen wir eine andere Bewertung von Orden: In der Selbstwahrnehmung waren sie offenbar mit einem solchen Prestige-Gewinn verbunden, dass man dafür sogar über Leichen geht. Damit stellt sich natürlich die Frage, welche deutschen Ordensträger sonst noch über Leichen gegangen sind.

Wie man es auch dreht und wendet, haben deutsche Verdienstordern spätestens seit Ende des Zweiten Weltkriegs einen sonderbaren Beigeschmack. Vielleicht sind Orden auch deshalb nicht explizit in § 90a StGB erwähnt. Kritik ist erlaubt. Das war kein Problem, solange die systemfreundliche Presse die alleinige Meinungshoheit hatte, könnte aber im Zeitalter der freien Meinungsäußerung im Internet zum Problem werden. Fingerspitzengefühl ist wichtig.