In den USA ist ein Anwalt, den das Medienportal n-tv als „Trumps Kettenhund“ bezeichnet, in einem Zivilprozess – zunächst – zu einer Geldstrafe in Höhe von 148 Millionen Dollar verurteilt worden. Solche völlig überzogenen Beträge werden üblicherweise in einem Nachverfahren reduziert. Dann kommt zwar immer noch ein absurder Betrag heraus, aber der ist nicht mehr ganz so überzogen. In Deutschland haben die Summen drei Nullen weniger am Ende.

Was war geschehen? Ein Überwachungsvideo ging viral, in dem eine Wahlhelferin einen „Koffer“ unter einem Tisch hervorgezogen hat. Dieser „Koffer“ enthielt Stimmzettel, die danach ausgezählt wurden. Den Vorfall nahm die Verlierer-Seite zum Anlass, um die Verschwörungstheorie aufzustellen, die Wahl sei systematisch gefälscht worden. Bereits frühzeitig konnten jedoch sog. „Faktenchecker“ zweifelsfrei feststellen, dass es sich bei dem „Koffer“ lediglich um einen kofferähnlichen Behälter gehandelt hat. Zudem sei der Vorgang eine völlig normale Standardprozedur gewesen: Die Wahlhelfer ziehen solche kofferähnlichen Behälter unter dem Tisch hervor und zählen die Stimmen aus. Damit war klar: Die Verlierer-Seite hatte Fake News verbreitet, denn es lag allenfalls eine Anscheinsvermutung der Wahlfälschung vor. Von der Anscheinsvermutung ohne Ermittlungen auf die Schuld zu schließen, ist falsch. Dass Wahlen in den USA standardmäßig auf diese Weise gefälscht werden, wären auch Fake News. Selbst wenn jemand erwischt wird, wäre es ein Einzelfall.

Bei Verleumdungsklagen (Defamation) dreht sich die Beweislast um. Derjenige, der die fragliche Aussage getätigt hat, muss vor Gericht beweisen, dass sie wahr ist. In den USA muss ihm die Jury glauben. Hier hat ihm die Jury nicht geglaubt. Fertig! Das Ergebnis ist nicht nur ein hohes Schmerzensgeld, sondern auch noch ein punitiver Bonus zur Disziplinierung. Letzteren gibt es in Deutschland nicht. Deshalb liegen die Beträge hier auch wesentlich tiefer. In Japan ist es noch besser: Dort ist es selbst dann eine Verleumdung, wenn die Aussage erwiesen wahr ist. Vielleicht sind Japaner deshalb so freundlich.