Der SWR hat in Erfahrung gebracht, dass der im Oktober aus der JVA Bruchsal entflohene Häftling seine Fußfessel mit einem Werkzeug geknackt hat, das er offenbar zuvor während eines „bewachten Ausflugs“ im Baumarkt erworben hatte.

Wer sich darüber wundern sollte: Ja, im Jahre 2023 gibt es „bewachte Ausflüge“ aus der Haftanstalt, sogar für verurteilte Mörder. Alles kein Problem, denn heutzutage steht die Resozialisierung im Vordergrund, nicht die Vergeltung. Der Täter ist das Opfer dieser Gesellschaft, die ihn zum Täter gemacht hat.

Das bringt mich zu dem vielleicht interessanten Fall, den die bundesdeutsche Rechtsgeschichte zu bieten hat, die sog. „Todesnacht von Stammheim„. In der Nacht zum 17. Oktober 1977 nahmen sich mehrere RAF-Terroristen und Terroristinnen in der JVA Stammheim kollektiv das Leben. Baader und Raspe erschossen sich, Enslin erhängte sich. Möller stach sich mutmaßlich selbst vier mal in die Herzgegend. Letztere konnte jedoch gerettet werden und sprach hinterher von staatlich angeordneten Morden, aber das glauben wir ihr nicht, denn es ist eine Verschwörungtheorie. Diese sind, wie jeder weiß, kompletter Blödsinn, weil es bekanntlich keine Verschwörungen gibt. Auch der Tatbestand der Geheimbündelei, der Verschwörungen bis 1968 unter Strafe stellte, hatte praktisch keine Anwendungsfälle, außer ein paar belangloser Einzelfälle, denn Verschwörungen gibt es nicht. Wiederholen Sie das Mantra 100 mal!

Es gibt auch keinen Staatsterror, zumindest nicht bei uns, denn wir sind ein Rechtsstaat. In Südamerika gab es in den 70ern die Operation Condor. Dort sollen angeblich Regimegegner systematisch ermordet worden sein. Westliche Dienste sollen angeblich Kenntnis gehabt haben. Der Guardian berichtet:

The new information about the rigged cryptography machines follows the revelations, from a declassified document handed to Argentina by the US last year, that West German, British and French intelligence services even explored the possibility of copying at least part of the Condor method in Europe. A heavily redacted CIA cable from September 1977 is headed: “Visit of representatives of West German, French and British intelligence services to Argentina to discuss methods for establishment of an anti-subversive organization similar to Condor”. The visit coincided with cross-frontier terror campaigns by Germany’s Baader-Meinhof gang, Italy’s Red Brigades and the Irish Republican Army. According to the cable, the visitors explained that “the terrorist/subversive threat had reached such dangerous levels in Europe that they believed it best if they pooled their intelligence resources in a cooperative organization such as Condor”.

Das war bestimmt nur Desinformation der Amis, denn Verschwörungen gibt es nicht. Vielleicht haben sich Baader und Raspe ihre Waffen auch bei einem „bewachten Ausflug“ im Baumarkt gekauft. Dass die beiden Pistolen von einem Anwalt in die Zelle eines „Hochsicherheitstrakts“ geschmuggelt wurden, klingt jedenfalls hochgradig unglaubhaft, das glaubt besagter Anwalt vermutlich nicht mal selbst. Gut, er muss es auch nicht glauben, denn geglaubt hat das Gericht dem Kronzeugen, der nach einem Jahr aus der Haft entlassen und in Brasilien angesiedelt wurde. Dort betrieb er eine Werbeagentur und bekam Aufträge von VW. Offenbar ist er sanft gefallen, aber auch das muss nichts bedeuten, denn es gibt keine Verschwörungen, schon gar nicht bei uns.