Während wir im Skulpturenpark in Karben ein Kunstwerk bestaunen dürfen, das uns die „Sieben Werte der SPD“ näherbringen möchte, hat dieses Thema bei der CDU offenbar neuerdings eine existenzielle Bedeutung gewonnen. Der umstrittene ehemalige oberste Verfassungsschützer „M“ möchte eine Partei gründen, die auf traditionellen Werten der CDU basiert. Dies wirft die Fragen auf, was diese Werte sind und woher sie kommen. Letztere ziehe ich vor.

Die Gründung der Union wurde unmittelbar nach Einmarsch der Amerikaner von deutschen Kollaborateuren vorbereitet und in der Folge mit Unterstützung amerikanischer Dienste durchgeführt. Den Begriff „Kollaborateur“ verwende ich ausdrücklich ohne negativen Bezug, sondern möchte damit lediglich an die parallele Entwicklung im Vichy-Regime erinnern. Wenn Pierre Lavalle hinterher der Vorwurf der Kollaboration gemacht wurde, dann muss dies auch für die deutschen Politiker gelten, die sich den Alliierten während der Besatzungszeit, zumindest bis zur Gründung der Bundesrepublik, angeboten haben. So erklärt sich auch die sog. „Schmeißer-Affäre„. Adenauer sollte im Falle eines russischen Einmarsches vom französischen Geheimdienst nach Spanien in Sicherheit gebracht werden. Im gleichen Zeitraum haben amerikanische Dienste auch in anderen Staaten Europas die Gründung christdemokratischer Parteien gefördert, vgl. z.B. in Italien (1943, Democrazia Cristiana), Luxemburg (1944, Chrёstlech-Sozial Vollekspartei), Frankreich (1944, Mouvement Républicain Populaire), Österreich (1945, Österreichische Volkspartei), Belgien (1945, Christelijke Volkspartij), Norwegen (1945, Kristelig Folkeparti).

Inhaltlich trat die CDU das Erbe der katholischen Zentrumspartei an, allerdings ohne spalterische konfessionelle Schranken. Auch Protestanten sollten in der Partei der reichsfeindlichen pro-amerikanischen Christen eine Heimat finden. So wurde z.B. früh der Präsens der gesamtdeutschen Synode der EKD, Gustav Heinemann, eingebunden. Diese Zusammenarbeit war allerdings nicht von Dauer und endete in einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz.

Die Werte der neuen CDU waren zunächst in den christlich-abendländischen Traditionen verankert. Die christliche Weltanschauung war damals noch strikt hierarchisch von Oben nach Unten aufgebaut. An oberster Stelle stand Gott, der sich freundlicherweise dazu entschieden hatte, über den Papst und die katholische Kirche als seine Mittler, den Menschen Handlungsanweisungen zu geben. Dies änderte sich jedoch schlagartig im Jahre 1965, als sich die katholische Kirche auf dem 2. Vatikanischen Konzil freiwillig zu einem von vielen Betvereinen degradierte. In der Folge hielt der Papst sogar eine Rede vor der Vereinten Nationen, was zuvor völlig undenkbar gewesen wäre. Im selben Jahr trat Ludwig Erhard ein letztes mal als Bundeskanzler an. Genau wie sich damals die klassischen Werte des Katholizismus quasi über Nacht in Luft aufgelöst hatten, erging es auch den Werten der CDU. Seither ist sind die „patentierten Christen“ (Wehner) orientierungslos. Helmut Kohl gewann zwar 1983 die Wahl u.a. mit dem Versprechen einer geistig-moralischen Wende, doch wer diese Zeit miterlebt hat, weiß nur zu gut, dass sich in seiner Regierungszeit überhaupt nichts geändert hat, im Gegenteil. Unter Kohl wurde die „positive“ Diskriminierung im Grundgesetz verankert und § 175 StGB aufgehoben. Man hat denselben Wertewandel mitgemacht, den die USA durchlaufen haben. Die klassische Hierarchie von Oben nach Unten wurde ersetzt, durch eine basisdemokratische Struktur von Unten nach Oben. Analog dazu gibt es auch in der katholischen Kirche mittlerweile Bischofssynoden, die eigene Beschlüsse fassen wollen. Im Ergebnis kann die heutige CDU problemlos sogar mit Sozialisten und Kommunisten koalieren, weil sie ihre einstigen Werte vollständig abgestreift hat. Es geht in der Tagespolitik nur noch um Kompromisse.

Auf welche Werte „M“ sich mit seiner Abspaltung beziehen möchte, ist schwer zu sagen, denn der Umbruch war bereits abgeschlossen, als er 1978 in die CDU eintrat. Es gab damals allenfalls noch ein paar vereinzelte CDU-Spitzenpolitiker, die es nicht glauben wollten. Sie wurden jedoch allesamt abserviert.

 

 

Wenn man sich die Positionen des Wertevereins anschaut, wird erkennbar, dass dort von traditionellen Werten, wie z.B. Ehe, Familie, Sitte und Moral, keine Rede ist. Es geht vielmehr um Themen, die Bürgern auf der Straße Sorge bereiten. Im Kern wird die Maslowsche Bedürfnispyramide abgearbeitet.