Heute morgen lief auf Phoenix im Rahmen der Doku-Serien rund um die Wiedervereinigung der Zweiteiler „Das Erbe der Treuhand„. Thematisiert wurde u.a. die Zerschlagung der Magaretenhütte in der Oberlausitz, deren Schicksal exemplarisch war. Die Fabrik wurde gesprengt und die Arbeiter arbeitslos.

Was der Zuschauer in dieser tollen Doku nicht erzählt bekommt, ist die Parallele zur Bundesrepublik Deutschland nach Kriegsende. Wie damals in allen Besatzungszonen wurden Politiker und Soldaten vor Gericht gestellt, und wie einst die westdeutsche Industrie auf Basis der Joint Chiefs of Staff Richtlinie 1067 zerschlagen wurde, wurde nun die ostdeutsche Industrie durch die Treunhand demontiert. Was nicht demontiert werden konnte, hat man für einen Appel und ein Ei in den Westen und an seine Freunde und Partner, die ehemaligen Westalliierten, verscherbelt. Die Leunawerke und der VEB-Minol gingen z.B. an die Franzosen, das Automobilwerk in Eisenach und das Braunkohlekombinat in Bitterfeld gingen z.B. an die Amerikaner. Wer seinen Job behalten durfte, hatte Glück gehabt, aber die Gewinne der ostdeutschen Industrie wurden künftig anderswo eingefahren. Helmut Kohl schaffte in der Zwischenzeit das Meisterstück, zwar nicht alle, aber den Großteil der Bevölkerung durch das Märchen von den blühenden Landschaften zu sedieren, das traditionelle Erfolgsmodell der CDU. Diese Propagandalüge hat sogar für eine Wiederwahl ausgereicht, 1998 wurde er jedoch von der Realität eingeholt.

Es stellt sich natürlich die Frage, warum das alles nötig war, denn nötig war es. Der Grund liegt in dem europäischen Friedensprojekt namens EU. Das historische Problem war, dass ein starkes leistungsfähiges Deutschland seine Nachbarn automatisch an die Wand drückt, so dass ihnen keine andere Möglichkeit bleibt, als durch Kollusion, Einkreisung, Notwehrprovokation oder ähnliche Maßnahmen einen Krieg auszulösen, Deutschland zu besiegen und einem karthagischen Frieden zu unterwerfen. Das wiederum führt naturgemäß in Deutschland zu einer Gegenreaktion, und die Geschichte geht von vorne los. Die EU hat die Aufgabe, ein selbstregulierendes System zu schaffen, in dem es nicht mehr zu wirtschaftlichen Ungleichgewichten kommt. Sobald Deutschland droht, zu leistungsfähig zu werden, wird es automatisch downgesized. Dieses Verfahren ist mittlerweile EU-rechtlich kodifziert, zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung musste man noch aus dem Bauch heraus improvisieren. Deutschland war zu groß geworden und musste sein Potential reduzieren.

Man kann auch noch eine weitere Frage stellen: Warum wurde der Bevölkerung nicht die Wahrheit gesagt, dass es wegen Europa leider nicht anders geht? Warum wurden alle angelogen? Die Antwort ist einfach: Wenn man die Wahrheit sagt, hat man alle gegen sich. Wenn man lügt, nur die, welche die Lüge als solche durchschauen. Wenn die Lüge propagandistisch gut aufbereitet wird, sind das nur sehr wenige. Wenn diese Wenigen kein Sprachrohr in der veröffentlichen Meinung und in den öffentlich-rechtlichen Medien haben, damals gab es keine sozialen Netzwerke, können sie sich nicht multiplizieren.