Neuerdings wird in den sozialen Medien auf ein Interview mit Prof. Dr. Peter-Alexis Albrecht hingewiesen, der 2013 für das ZDF den Nostradamus spielte.

https://twitter.com/75er_rainbow/status/1564940055009009666

Während meiner Studienzeit hatte ich das Vergnügen, seinen Vorlesungen beizuwohnen. Er betreute zwar nicht in meinem Jahrgang, aber sein Ruf eilte ihm voraus, denn er war bekannt für seine humorvollen Darbietung. Diese Show wollte man sich nicht entgehen lassen. Nicht zuletzt mit seinen Hinweisen auf durchzechtes Nächte und die Nachwirkungen seines bevorzugten Weinbrands, konnte er beim Auditodirum immer wieder Lacher hervorrufen. Der Besuch seiner Vorlesungen hatte jedoch wenig Einfluss auf die Ergebnisse in den Klausuren, denn auch bei seinen Korrektoren kam am Ende die übliche Glockenkurve heraus. Dies nahm er regelmäßig zum Anlass, sein Unverständnis zu äußern, denn der Fall sei doch eigentlich kinderleicht gewesen.

Eine Anekdote ereignete sich beim Repetitorbesuch. Während der Veranstaltung im Strafrecht lief er nämlich am Fenster vorbei. Daraufhin schaute unser Dozent auf die Uhr und stellte lapidar fest, dass der fleißige Professer mutmaßlich während der Dienstzeit seinen umfangreichen Wohnimmobilienbesitz in Bockenheim verwalte. Angeblich sei nämlich um diese Zeit eine Eigentümerkonferenz angesetzt. Der Dozent ist heute selbst Professor für Strafrecht an der Uni Frankfurt, deshalb erwähne ich den Namen nicht.

Wie für die Strafrechtsvorlesungen an der Uni Frankfurt üblich, so handelte auch bei Prof. Dr. Albecht der Täter regelmäßig nicht tatbestandsmäßig. Sollte er ausnahmsweise doch tatbestandsmäßig gehandelt haben, so war er regelmäßig gerechtfertigt. Sollte er ausnahmsweise nicht gerechtfertigt gewesen sein, so war er regelmäßig entschuldigt. Dass ein Täter ausnahmsweise zu bestrafen war, kam nur höchst selten vor. Damit ist im Prinzip auch schon alles gesagt. Strafrecht an der Universität, insbesondere in Frankfurt am Main, ist im Prinzip die Lehre von der Entkriminalisierung. Das Strafrecht aus dem Elfenbeinturm, wo man hartnäckig an das Gute im Menschen glaubt, steht jeder leider im krassen Widerspruch zur Realität. So erklärt sich auch das Interview beim ZDF. Der honorige Professor will offenbar einfach nicht zur Kenntnis nehmen, dass sich die Welt gewandelt hat und das Verbrechen der Strafverfolgung immer einen Schritt voraus ist. Da nützt es nichts, stehenzubleiben, oder gar für die Freiheit einen Schritt zurückzugehen. Dass der totalen Informationsgesellschaft zwingend ein totaler Überwachungsstaat gegenübergestellt werden muss, ist offenkundig.

Im Übrigen haben wir den totalen Überwachungsstaat schon längst. Sein Stasi-Vergleich hinkt, denn die Stasi war gegenüber dem Verfassungsschutz eine Laienspieltruppe, die dem Stand der Technik genauso hinterherhinkte, wie die gesamte DDR der BRD hinterhergehinkt ist. Die deutsche Bevölkerung wird seit 1945 von diversen Diensten flächendeckend überwacht, weil sie unter Nazi-Generalverdacht steht! Dass diese Überwachung in Westdeutschland aufgeflogen ist, führte nicht dazu, dass sie beendet wurde, sondern dazu, dass man lediglich die entsprechenden Ermächtigungsgrundlagen geschaffen hat. Auch sonst muss der Staat permanent auf neue Probleme Herausforderungen reagieren, denn es sind tagtäglich Lücken zu stopfen und neuartige Umgehungsversuche zu erkennen. Früher reichte es aus, den Telefonverkehr durch simples Anzapfen zu überwachen. Heutzutage müssen mit Hilfe des französischen Geheimdienstes, deutsche Dienste dürfen das traditionell nicht, Kryptohandies entschlüsselt werden, um nur ein Beispiel zu nennen.

 

P.S.: Auch hübsch, weil offenbar nicht komplett aus der Luft gegriffen.