Laut der WELT, geht Amber Heard gegen das Urteil nun in „Berufung“. In Deutschland ist die Berufung eine vollwertige zweite Tatsacheninstanz, im amerikanischen Rechtssystem ist dem jedoch nicht so. Der amerikanischer „Appeal“ entspricht vilemehr unserer Revision. Das heißt, es werden lediglich Rechtsfragen geprüft. Bei den Tatsachenfestellungen der Jury wird z.B. nur geprüft, ob dabei die Spielregeln der Prozessordnung eingehalten wurden.

Ob ein Appeal im vorliegenden Fall Sinn macht, entscheidet sich aufgrund einer Kosten-Nutzen-Analyse. Die Upside bestimmt sich dabei nach einer Kettenwahrscheinlichkeit. Im Idealfall ist der Appeal erfolgreich, das Urteil wird aufgehoben und der Fall wird neu verhandelt. Im Idealfall gewinnt sie auch das Folgeverfahren. Im Worst-Case geht es aus, wie das Hornberger Schießen, und sie hat die Verfahrenkosten und die Kosten ihrer Anwälte zu tragen. Auch für Johnny Depp wird es ungemütlich, denn in den USA tragen die Parteien ihre Anwaltskosten grundsätzlich selbst. Das kann bisweilen zu einem Pyrrhus-Sieg führen, bei dem der gesamte Gewinn von den Anwälten aufgeressen wird. Deshalb vereinbart man seinen Anwälten in solchen Verfahren typischerweise ein Erfolgshonorar, das zumeist eine Gewinnbeteiligung in Höhe von ca. 30% vorsieht. Während Anwälte in Deutschland aufgrund der Gebührenordnung und relativ geringer Streitwerte nicht selten vom Vermögensverfall bedroht sind, kann man als Anwalt in den USA zum Millionär werden.

 

Exkurs: Deutsche Jurastudenten, die durch amerikanische TV-Serien ein völlig verzerrtes Bild von der Praxis bekommen, träumen zumeist von einer Karriere in einer amerikanisch-deutschen Großkanzlei, wo sie locker auf 60+ Wochenstunden kommen, oder sie glauben ihre Erfüllung im Richteramt zu finden, wo sie noch vor wenigen Jahren bisweilen für 12 Euro Netto pro Stunde arbeiten durften. Gut, dafür müssen sich Richter in Hessen wenigstens nicht mehr mit dem Reinigungspersonal rumärgern. Noch schlimmer ist der Job der Staatsanwälte, denn die sind weisungsgebunden. Tipp: Rechtspfleger.