Mein Vater kam 1945 nach Deutschland. Nach der Machtübernahme der SPD ließ er sich einbürgern, um sicherzugeben, dass er nicht von den Genossen nach Polen abgeschoben wird, denn dort drohte ihm als sog. „verstoßenem Soldaten„, der nach dem Krieg im Westen auch noch als Söldner für die Amerikaner gedient hatte, zweifelsohne die Erschießung. Damals war es noch so, dass Kinder automatisch die Staatsangehörigkeit des Vaters bekamen. Dies änderte sich erst 1974 mit dem Gesetz zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes. Ich hatte demzufolge, obwohl ich in Frankfurt geboren bin und kein Wort Polnisch spreche, bis ins Jahr 1970 formal die polnische Staatsbürgerschaft. Natürlich wurde auch mir bisweilen die Frage gestellt, woher ich komme. Gestört hat es mich nie. Gefühlt hatte ich auch niemals irgendwelche Nachteile zu spüren. Aber wer weiß, vielleicht wurde ich vom System so geschickt diskriminiert, dass ich es nicht gemerkt habe. Das wäre natürlich besonders perfide gewesen. Ausschließen lässt es sich nicht.

Anyways, die FAZ berichtet nun über eine hochinteressante Studie. Angeblich sollen Kinder mit Migrationshintergrund bessere schulische Leistungen erbringen, wenn ihnen jemand auf dem Papier die deutsche Staatsbürgerschaft bescheinigt hat. Da ich mir selbst bei größter mentaler Anstrengung nicht vorstellen kann, welche Superkräfte durch die deutsche Staatsbürgerschaft in einer Chemieklausur freigesetzt werden, könnte es auch etwas anderes bedeuten. Es könnte nämlich auch bedeuten, dass diese Kinder über die mündliche Note, die bekanntlich der Willkür Tür und Tor öffnet, aus sachfremden Erwägungen durch den Lehrkörper massiv bevorteilt wurden. Genau das ist der Sinn der mündlichen Note, sie dient zur Ergebniskorrektur. Wenn politisch gewünscht ist, dass Kinder mit bestimmten Merkmalen besonders gute schulische Leistungen erbringen, dann lässt sich das auf diesem Wege umsetzen.

Damit kommen wir zum eigentlichen Ergebnis der Studie: Es wurde eine statistische Auffälligkeit entdeckt, nicht mehr und nicht weniger. Woran es liegt, ist ungeklärt. Nicht jede solche Annormalie deutet auf die Benachteiligung einer bestimmten Gruppe hin. Es könnte auch eine massive Bevorzugung sein. Es wäre auch nicht das erste mal, dass eine bestimmte Gruppe in der Schule massiv bevorzugt wird. Die Bildungsreformen der 70er Jahre führten dazu, dass die Mädchen über die Stellschraube der mündlichen Note mit den Jungs gleichgezogen haben. Man kann die Manipulation sogar übertreiben. Diese Ungleichbehandlung ist mir z.B. bereits als Kind in der Grundschule aufgefallen. Bei Jungs und Mädels waren die schriftlichen und die mündlichen Noten häufig genau spiegelverkehrt, so dass am Ende dieselbe Gesamtnote stand. Dies zog sich bis in die Oberstufe, wo man Leistungskurse wählen konnte.