In Dresden kam es bei einer Asyl-Infoveranstaltung laut der Sächsischen Zeitung in der aufgeheizten Stimmung zu Pöbeleien. Das ist bedauerlich, insbesondere für die Obrigkeit, die für ihre gutgemeinten Bemühungen zumindest einen respektvollen Umgang verdient hat. Dies gilt insbesondere für den Oberbürgermeister, der in der Vergangenheit aufgrund seines Geschichtsverständnisses üblen Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt war.

In den sozialen Medien grassiert derzeit ein Zitat aus dieser Veranstaltung, das ich jedoch als missglückt bezeichnen möchte:

Wie sieht es denn ganz real aus? Welchen Sachzwängen unterliegt er? Über das „Ob“ der Aufnahme kann natürlich nicht entscheiden, denn das fällt in die sog. Auftragsverwaltung. Er kann lediglich über die praktische Umsetzung, das „Wie“, entscheiden. Mit anderen Worten: Er steckt die Schelte ein für etwas, über das andere entschieden haben. Er stellt sich allerdings auch hinter diese Entscheidungen, aber auch das kann man ihm nicht verübeln, denn das war in Deutschland schon immer so, im Kaiserreich, im Dritten Reich, in der DDR und selbstverständlich auch in der BRD. Selbst davor war es üblich, dass sich die öffentlichen Funktionsträger im Rheinbund auf die Seite der Franzosen gestellt haben. Als Napoleon verschwunden war, hat man sich den neuen Herren angedient. In der DDR geschah das im Gegensatz zur BRD zweimal, zuerst den Russen und danach den Wessis. Dass man von der BRD wie ein Geflüchteter aufgenommen wurde, ohne den Wohnort verändert zu haben, ist allerdings ein wenig zuviel des Guten. Dieser Vergleich passt nicht.

Die Ostdeutschen sind 1914 für das Kaiserreich den Weltkrieg gezogen. In der Weimarer Republik haben sie es gehasst. Im Dritten Reich haben sie die Weimarer Republik gehasst. In der DDR haben sie die Nazis gehasst. Nach der Wiedervereinigung haben sie die DDR gehasst. Nun hassen sie die BRD, weil sie sich auch von ihr im Stich gelassen fühlen. Entweder kann man es ihnen nicht Recht machen, oder sie werden seit über 100 Jahren nur verarscht.