Wenn man sich die täglichen Meldungen anschaut, hat man das Gefühl, dass überall nur noch gelogen wird. Dass dieses Phänomen nicht neu ist, zeigt dieser interessante Artikel über George Orwell, der glaubte, in den 1940ern ein ähnliches Muster erkannt zu haben. Eine zentrale Inspiration Orwells war dabei der sowjetische Propagandaslogan „2 + 2 = 5“.

 

 

Hieran sieht man sehr schön, wie sich Aussagen offenkundig fehlinterpretieren lassen. Natürlich ist diese Gleichung mathematisch falsch, sofern wir das Dezimalsystem zugrunde legen. Verändern wir die Prämisse jedoch, und schauen uns die Gleichung aus der Sicht eines Rinderzüchters an, so macht sie deutlich mehr Sinn. Sein Geschäftsmodell besteht in der Produktion, der Aufzucht und dem Verkauf von Kälbern. Bei ihm lautet die Gleichung: Bulle + Kuh = Bulle + Kuh + Kalb, übersetzt: „1 + 1 = 3“. So war natürlich auch die sowjetische Propaganda gemeint, die der Motivation einen Ergebniswert zusprach.

Das alles ändert nichts daran, dass Orwell bemerkenswerte Bücher geschrieben hat, aber sein Interpretationshorizont war zumindest insoweit beschränkt. Auch dieses Phänomen können wir heutzutage beobachten, nur mit dem Twist, dass bisweilen versucht wird, Aussagen absichtlich fehlzuinterpretieren. Nicht so vor Gericht natürlich, denn dort werden die Maßstäbe des objektiven Dritten angelegt. Diese objektiven Dritten sind selbstverständlich die Richter.

Ein interessantes Beispiel mit aktuellem Bezug, ist dieser Fall, der im Jahre 2006 vom Bundesverfassungsgericht entschieden wurde.