Die Geschichte des neuen Deutschlands begann im Jahre 1946 mit der sog. „Hoffnungsrede“ des US-Außenministers James F. Byrnes. Byrnes wollte das deutsche Industriepotenzial so wählen, dass Deutschland den europäischen Durchschnittslebensstandard erreicht, nicht jedoch in die Lage versetzt wird, eine Aufrüstung zu betreiben. Das überschüssige Industriepotenzial, wollte Byrnes für die Deckung der deutschen Importkosten, sowie die Tilgung der Reparationsforderungen durch die Alliierten aufwenden. Die Einschränkung des deutschen Industriepotenzials sollte dabei allerdings nicht von dauerhafter Natur sein. Byrnes sah vor, dass Deutschland die Möglichkeit gegeben werde, auf friedlichem Wege seine Wirtschaft wieder aufzubauen.

Als die Alliierten dann im Jahre 1948 auf der Londoner Sechsmächtekonferenz beschlossen hatten, die Gründung der BRD in Auftrag zu geben, war klar, was die künftigen Eckpfeiler sein sollten: Die deutsche Kohle- und Stahlproduktion sollte beschränkt werden, Deutschland solle keine ABC-Waffen haben.

Diese Bedingungen führten 1949 zum Petersberger Abkommen und letztlich zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und zur Europäischen Atomgemeinschaft. Da Deutschland jedoch auch wirtschaftlich künftig eine potentielle Bedrohung für die Sieger darstellte und daher auch „wirtschaftlich demilitarisiert“ werden sollte, wurden im Jahre 1957 die Römischen Verträge abgeschlossen und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet. Die eigentliche EWG nahm ihre Arbeit im Jahre 1965 mit dem sog. „Fusionsvertrag“ auf, was auch gleichzeitig, wie durch einen sonderbaren Zufall, mit dem Ende des deutschen Wirtschaftswunders korrelierte. Böse Zungen behaupten, es bestand Kausalität.

Mit der Wiedervereinigung im Jahre 1990 kam es dann zu einer massiven Zäsur, denn die wirtschaftlich und militärisch perfekt in das europäische Gleichgewicht eingebundene Bundesrepublik wurde nun über Nacht um das Wirtschafts- und Militärpotential der DDR stärker, größer und leistungsfähiger. Es bedurfte daher einer Anpassung der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zur Wiederherstellung des Gleichgewichts. Diese Anpassung war zum einen der Ausverkauf der ehemaligen DDR durch die Treuhand, und zum anderen der Vertrag von Maastricht, mit dem das Einstimmigkeitserfordernis auf der europäischen Ebene weitgehend abgschafft und durch das sog. „Mitentscheidungsverfahren“ ersetzt wurde. Das Ergebnis war nicht nur, dass der Bundestag weitgehend entmachtet wurde, sondern, dass das eingetreten ist, was die französische Zeitung „Le Figaro“ bereits 1993 prognostiziert hatte:

Deutschland bezahlt.

Es geht aber noch besser: Deutschland muss künftig seine Kohleproduktion und seine Atomkraftwerke nicht mehr unter europäische Aufsicht stellen, denn der Bundestag hat auf Wunsch der scheidenden Kanzlerin beschlossen, freiwillig aus beiden Sparten auszusteigen. Demnächst soll das Land sogar zur Rettung der Welt freiwillig deindustrialisiert werden. Damit schließt sich der Kreis, denn Adenauer hatte das Petersberger Abkommen einst unterzeichnet um die Demontage der deutschen Wirtschaft durch die Alliierten zu beenden. 75 Jahre nach Kriegsende hat sich so wie durch ein Wunder ein Zustand eingestellt, den sich die ehemaligen Sieger und heutigen Partner einst in ihren kühnsten Träumen nicht hätten vorstellen können: Ihr ewiger Konkurrent Deutschland zerstört sich freiwillig selbst. Einzig erforderlich war eine konstante Indoktrination der deutschen Bevölkerung von der Wiege bis zur Bahre.

„Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feines ohne einen Kampf zu brechen.“ – Sunzi

Am Rande ist auch noch zu erwähnen, dass die Bundeswehr systematisch auf das Potential der Reichswehr in der Weimarer Republik reduziert wurde. Das zeigt sich nicht nur daran, dass ganze Teilstreitkräfte nicht einsatzbereit sind, sondern auch an dem makabereren Detail, dass sie gerade mal über Muntionsvorräte für einen Tag verfügt. Dass neuerdings für 600 Millionen Euro Funkgeräte aus den 80er Jahren in Frankreich nachgebaut werden, ist kein weiteres Indiz für ein Totalversagen, sondern passt perfekt ins Bild. Der Wehretat wird nicht nur verblasen, die Wertschöpfung findet im Ausland statt.

Wenn nun heute die Kanzlerin quasi als „Lotse:in“ endgültig von Bord geht, dann ist damit nicht eine zufällige Ära des Niedergangs beendet, sondern es wird in diesem Stile weitergehen, denn wir haben es hier nicht mit einer temporären Schwächephase der bundesdeutschen Geschichte zu tun, sondern mit einem Generationenprojekt. Die sog. „Ewigkeitsklausel“ im Grundgesetz steht dafür exemplarisch. Die Frage, ob das Potsdamer Abkommen einen völkerrechtlichen Vertrag darstellt, an den die Bundesrepublik Deutschland über Art. 25 GG gebunden ist, hat das Bundesverfassungsgericht niemals entschieden, sondern im KPD-Urteil ausdrücklich offengelassen. Dass dies in der Wikipedia anders dargestellt wird, ist eine unbeachtliche Rechtsansicht. Es dürfte jedoch spätestens 1990 mit Art. 7 Abs. 1 des 2+4 Vertrages seinen verbindlichen Charakter verloren haben. Das heißt natürlich nicht, dass die Bundesregierung die politischen Grundsätze nicht freiwillig weiterverfolgen darf. Im Gegenteil, sie dürften den Kern der deutschen Staatsräson darstellen.