Wer diesen Blog häufiger liest, wird gemerkt haben, dass ich neben Artikeln der Qualitätspresse, die ich auch gerne als inländische Auslandspresse bezeichne, sehr häufig die Wikipedia zitiere. Das liegt zum einen daran, dass sie die klassische Enzyklopädie, wie Brockhaus und Meyer, abgelöst hat, zum anderen jedoch daran, dass sich die Artikel je nach Sprache unterscheiden. In der deutschen Wikipedia werden historische Vorgänge bisweilen leicht anders dargestellt, als in der englischen. Damit meine ich nicht, dass Fakten hinzugedichtet werden, sondern in erster Linie, dass Informationen fehlen.

Ausnahmen bestätigen, wie leider so oft, die Regel. Das wohl schönste Beispiel ist die Darstellung der Truppenstärken in der Schlacht bei Tannenberg von 1914 in den unterschiedlichen Version. Diese Schlacht wurde bekanntlich von den Deutschen gewonnen.*

Nach der deutschen Wikipedia besiegten ca. 153.000 Deutsche eine Übermacht von ca. 191.000 Russen. In der russischen Wikipedia waren es zwar immer noch ca. 153.000 Deutsche, aber die Russen waren mit ca. 120.000 auf einmal in der Minderheit. In der englischen Wikipedia schrumpft das deutsche Kontigent marginal auf ca. 150.000, während auf russischer Seite auf einmal sensationelle ca. 230.000 Soldaten kämpften. Cui bono?

Nun kann man natürlich behaupten, dass hier schlecht recherchiert worden war. Hanlon’s Razor lässt grüßen. Ich behaupte, dass es pure Propaganda ist, denn wir haben hier einen offenen Dissenz. Dennoch ist die Wikipedia ein nützliches Hilfsmittel um Querverbindungen aufzurecken, und auch nicht deutlich weniger zuverlässig, als die Quellen, aus denen zitiert wurde. Man hat sich lediglich die zur herrschenden Narrative passenden rausgesucht.

 

* Nach den neusten Erkenntnissen des deutschen Militärhistorikers John Zimmermann war der Sieg übrigens nur purer Zufall, da die Deutschen offenbar schon immer zu dumm zum Geradeauslaufen waren. Verantwortlich war auch nicht Hindenburg, das wäre ja noch schöner, sondern ein kaum bekanntes Mastermind namens Hermann von Francois. Mittlerweile sind auch alle Zeitzeugen verstorben, so dass dem Experten niemand mehr widersprechen kann.