Falls Sie sich gefragt haben, wo die Inspiration zu historischen Themen kommt, so verrate ich hier eine Quelle: Das Twitteraccount „drguidoknapp“ des Journalisten Telgenbüscher. Heute wurde dort die heikle Frage – aus dem STERN des Jahres 1967 – aufgeworfen, ob der deutsche Mann eine Null sei.

 

 

Diese Frage kann man bejahen, oder verneinen. Bejaht man sie, könnte man zusätzlich Überlegungen zu den Gründen anstellen. Die dürften in erster Linie mit dem Wandel des deutschen Erziehungssystems nach Kriegsende zu tun haben. So findet sich z.B. in Art. 56 Abs. 5 der hessischen Verfassung explizit die Aufforderung zur Desinformation im Geschichtsunterricht in der Formulierung „nicht aber Feldherren, Kriege und Schlachten“.

Damit komme ich zum eigentlichen Punkt, nämlich zu der mutmaßlichen Intention des Betreibers dieses Twitteraccounts, die sich im Folgetweet zeigt:

 

 

Es geht nicht um die Aussage Prof. Hochstätters, sondern um seine Nazi-Vergangenheit. In seinem Buch „Black Boomerang“ beschrieb Sefton Delmer, der Leiter der britischen Fake-News-Propaganda, die Programminhalte des Soldatensenders Calais wie folgt: „dirt, cover, cover, dirt, cover, cover….“.

Genau so ist auch das Muster bei „drguidoknapp“. Er bringt eine Mischung aus interessanten historischen Infobits und Dreck. Dieser Dreck besteht darin, permanent eine Beziehung der frühen Bundesrepublik zum Dritten Reich herzustellen, aber auch das Kaiserreich zu diskreditieren, was nicht zuletzt in seinem Avatar zum Ausdruck kommt. Das ist eine typische Vorgehensweise der DDR-Propaganda, die versuchte, eine historische Kontinuität zwischen Kaiserreich, Drittem Reich und BRD herzustellen. Insbesondere versuchte man hartnäckig, in der BRD irgendwelche Altnazis aufzuspüren, obwohl die DDR selbst dem faschistischen Staat wie aus dem Gesicht geschnitten war, lediglich unter umgedrehten Vorzeichen: Von der Wand schaute statt des österreichischen Kunstmalers, der Kommunist Ernst Thälmann. Dass es in der DDR praktisch keine ehemaligen Nazigrößen mehr gab, die man outen konnte, liegt daran, dass man über 30.000 ehemalige Funktionsträger des Dritten Reichs in „NKWD-Speziallagern“ wie Vieh verrecken ließ, inklusive 38 von 39 Richtern des Reichsgerichts, aber auch Prominente, wie z.B. den weltbekannten UFA-Schauspieler Heinrich George, der Vater Götz Georges. Der Rest, die kleinen Fische, wurde im Jahre 1949 weitgehend amnestiert, blieb jedoch von Justiz und Verwaltung ausgeschlossen.

An dieser Stelle kommt ein historisches Vorbild zum Tagen, von dem man bei „drguidoknapp“ nichts liest, nämlich der sog. „Ironclad Oath“ aus der Zeit der Reconstruction nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs. Während Adenauer in der Bundesrepublik dem Vorbild Lincolns folgte, setzte man in der DDR auf die radikale Version, und warf der Bundesrepublik vor, zu gemäßigt zu sein. Was dabei vollkommen unter den Tisch fällt, ist der Umstand, dass der Verfassungsschutz in der BRD im Ergebnis dasselbe erreicht hat. Wer in der Bundesrepublik in Verwaltung und Justiz Karriere machen wollte, musste zuvor eine Überprüfung durchlaufen, gegen die es keine Rechtsmittel gab. Verfassungsschutz und Staatssicherheit unterschieden sich lediglich darin, dass der Geheimdienst in der BRD keine eine Polizeibefungnis hat und seine Erkenntnisse deshalb an das BKA weiterleiten muss, der westdeutschen Version einer Geheimpolizei. Beide Staaten betrieben die totale Überwachung ihrer Bürger, und das mussten sie auch, weil sie dazu angewiesen waren.