Die „Ampel“ will offenbar die bereits geplante Aufstockung der Bundeswehr stoppen. Diese Meldung nehme ich zum Anlass, um auf eine bemerkenswerte Parallele hinzweisen, nämlich die Parallele zwischen der Bundeswehr und der Reichswehr in der Weimarer Republik. Es geht um die „ungeliebte Armee“.

Einer der Kernpunkte des Versailler Vertrages war es, das unterworfene Deutschland dauerhaft im Zustand der Wehrlosigkeit zu halten. Deshalb wurde die Größe der Reichswehr auf 100.000 Mann begrenzt und Flugzeuge, Panzer, U-Boote und Kriegsschiffe ab einer bestimmten Tonnage verboten. Wenig überraschend hat man auch die Wehrpflicht abgeschafft. Zugleich wurde die kaiserliche Armee in der medialen Propaganda dem Spott preisgegeben.

Eine noch drastischere Behandlung war nach Ende des 2. Weltkriegs im Potsdamer Abkommen vorgesehen. Das neue Deutschland sollte nicht nur keine Armee haben, auch die Industrie sollte so umgestellt werden, dass eine Rüstungsproduktion unmöglich war. Eine Auswirkung sehen wir noch heute, so ist z.B. auch weiterhin die eigentständige Entwicklung von Flugzeugen „unerwünscht“. Alle deutschen Rüstungsprojekte sind Gemeinschaftsprojekte mit europäischen Partnern, bei denen die Technologie selbstverständlich offengelegt wird. Springt ein Partner aus irgendwelchen Gründen ab, ist das Projekt beendet, egal ob der Versuchsträger serienreif ist, oder nicht. Nicht einmal die Entwicklung einer Rüstungsstudie ist möglich. Was die Selbsterniedrigung anbetrifft, so muss das Wachbatallion für ausländische Gäste zur Musik von „Preußens Gloria“ laufen, obwohl Preußen von den Alliierten aufgelöst wurde.

Während die Reichswehr keine U-Boote haben durfte, ist von allen sechs verbliebenen U-Booten der Bundeswehr bisweilen keines einsatzfähig. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Hubschraubern und Panzern. Die deutsche Drohne Euro-Hawk bekam keine Fluggenehmigung und landete im Museum. Die Munitionsvorräte der Bundeswehr reichen für einen Tag. Wer dabei an sonderbare Zufälle oder an eine Kette persönlichen Versagens glaubt, ist naiv.

Was die deutsche Panzerwaffe anbetrifft, so hat man es geschafft, einen Schützenpanzer mit Stückkosten von über 17 Millionen Euro in Auftrag zu geben. Die Rakete, mit der ein solches Fahrzeug pulverisiert werden kann, kostet ca. 50.000 €. Das heißt, der Gegner kann 339 mal vorbeischießen und macht immer noch rechnerisch „Gewinn“. Ab dem 341. Fehlschuss ist die Materialbilanz positiv. Die Besatzung des „fahrenden Sargs“ ist dabei nicht eingepreist.

 

 

Exkurs:
Während die Bundeswehr von Anfang an als sog. „Bündisarmee“ konzipiert war, die noch nicht einmal über ein eigenes Oberkommando verfügt, sondern im Ernstfall der NATO, d.h. den USA, unterstellt ist, gab es unter falscher Bezeichnung als „Sonderpolizeitruppe“ auch mal eine „echte“ bundesdeutsche Armee, die jedoch mittlerweile in Vergessenheit geraten ist, den Bundesgrenzschutz. Ein bemerkenswertes optisches Detail ist, dass der BGS den alten Wehrmachtsstahlhelm trug, während die „Spezialeinheit“ GSG-9 auf den Fallschirmjägerhelm setzte. Der BGS bewachte auch das Bundeskanzleramt. In der DDR lief es natürlich ganz genauso. Auch dort hatte man eine als Polizei getarnte Armee, bis man offiziell wieder Streitkräfte einführen durfte. Die NVA unterlag im Gegensatz zur Bundeswehr sonderbarerweise keinen politischen Sachzwängen, was die Uniform und die militärischen Traditionen anbetraf. Das wirkt in gewisser Weise makaber, denn während die Kasernierte Volkspolizei noch wie die Sowjetarmee aussah, und der BGS wie die Wehrmacht, war es nun umgekehrt. Die NVA sah wie die Wehrmacht aus, und die Bundeswehr wie die US Army. Schwer zu sagen, wie man auf solche Ideen kommt.

 

Nachtrag (02.05.2022): Wer sich fragt, warum deutsche Flakpanzer auf Munition aus der Schweiz angewiesen sind, sollte sich über seine eigene Naivität wundern. Die Bundeswehr ist nicht einsatzfähig nicht wegen Inkompetenz, sondern wegen Vorsatz. Sie wird durch das Verteidigungsministerium sabotiert.