Bei einem Besuch des britischen Königshauses wurde eine sog. „Wohltätigkeitsaktivistin“, deren Geschäftsmodell anscheinend darin besteht, bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf Diskriminierung hinzuweisen, von einer Hofdame bedrängt. Sie sollte mutmaßlich dazu genötigt werden, die Herkunft ihrer Vorfahren preiszugeben. Das ist natürlich diskriminierend und geht gar nicht. Hätte man die „Wohltätigkeitsaktivistin“ erst gar nicht eingeladen, weil man einen solchen Vorfall antizipieren kann, wäre das natürlich auch diskriminierend gewesen. Die Hofdame konnte zum Glück zum Rücktritt motiviert werden.

Dieser unvorstellbare Skandal erinnert mich an meine eigene Jugend und die Frage, woher ich herkäme, die mir aufgrund meines Nachnamens mehrfach gestellt wurde. Die Antwort „Frankfurt“, führte auch bei mir zu entsprechenden Nachfragen. Meine Mutter, der man in der Schule noch „Rassenkunde“ beigebringen wollte, hat das Problem durch Hinzufügung der Klarstellung „geb. Keller“ gelöst, aber bei mir ging das natürlich nicht. Ja, wo komme ich her?

Mein Vater kam 1945 aus Polen. Seine Mutter war jedoch eine sog. „Volksdeutsche“ aus Danzig. Sein Vater, und damit einer meiner vier Großväter, war zwar ethnischer Pole, hatte jedoch bis 1919 als Einwohner Bialystoks die zaristisch-russische Staatsbürgerschaft. Als Eisenbahningenieur hatte er zuvor für eine französische Firma das russische Schienennetz an die deutsche Grenze ausgebaut, damit im Kriegsfall gegen das Kaiserreich, der seit dem Französisch-Russischen Geheimvertrag von 1894 systematisch vorbereitet wurde, möglichst schnell russische Truppen herangeführt werden konnten.

In meiner Jugend war ich leider noch nicht genügend für meine eigene Diskriminierung sensibilisiert. Durch solche Fragen fühlte ich mich weder belästigt, noch ausgegrenzt, es war mir schlichtweg egal. Das war natürlich die falsche Einstellung. Ich hätte schon damals versuchen sollen, persönliche Vorteile daraus zu ziehen, dass mich offenkundig irgendwelche Alt-Nazis ausgrenzen wollen, dann säße ich heute vielleicht als „Berufsbetroffener“ im Bundestag.

 

P.S.: Zu dem mittlerweile gelöschten Wikipedia-Eintrag der „Wohltätigkeitsaktivistin“ existiert weiterhin eine englische Version. Dort erfährt der interessierte Leser, dass ihre direkten Vorfahren aus Barbados stammen, das natürlich nicht in Afrika liegt, sondern in der Karibik, und sie sich auch erst seit 2015 für Frauen mit afrikanischem Migrationshintergrund einsetzt. Finanziert wird die NGO unter anderem von GoFundMe und BLM. Wohltätigkeit hat ihren Preis.