Neulich hat sich das Schwäbische Tageblatt, selbstverständlich ehemalige Lizenzpresse, unter dem Titel „Nach oben buckeln, nach unten treten“ an einer Geschichtsstunde versucht. Am Beispiel des Romans „Der Untertan“ sollte gezeigt werden, dass das Kaiserreich so wundervoll nicht gewesen sein kann.

Nun muss man dazu wissen, dass Romane nicht notwendig historisch genau sein müssen. Dreht es sich z.B. bei der Hauptfigur um eine historisch unbedeutende Person, oder um eine Kunstfigure, kann der Autor kann seiner Phantasie freien Lauf lassen. So verhält es sich auch mit dem Protagonisten Diederich Heßling, den Heinrich Mann so vollkommen überzeichnet hat, dass sein Roman nicht nur die Unterstützung der Weimarer Umerzieher für ihre Hetze gegen das überkommene Kaiserreich fand, sondern sogar als eines der ersten Werke der anti-deutschen Literatur von der DDR verfilmt wurde. Viele wissen nämlich nicht, dass dieser humorvolle Schwarz-Weiß-Film, von der DEFA stammt. Heinrich Manns Abrechnung mit der ihm verhassten Vergangenheit gehörte nicht zur Standardliteratur in der DDR, sondern findet sich selbstverständlich auch in der ZEIT-Schülerbibliothek. Bemerkenswert ist auch, dass der Film in der BRD zunächst als Propaganda zensiert wurde. Vollständig gezeigt hat ihn der NDR, unser allseits beliebter „Linksfunk„.

Wie sieht es eigentlich mit dem Gegenmodell aus, nach unten zu buckeln und nach oben zu treten? Hierzu findet man einen etwas älteren Artikel über Uli Hoeneß. Wenn man sich die lange Liste seiner Erfolge anschaut, dann wäre er mit dieser Einstellung durchaus ein geeigneter Bundeskanzler. Wenn Schauspieler und Komiker Präsidenten werden können, warum nicht auch ein Fußball-Manager? Geeignet wäre ein solcher Kanzler-Typ allerdings nur aus Sicht der Unteren, garantiert nicht aus Sicht unserer Freunde und Partner. Die bevorzugen bei deutschen Politikern eher die buckelnde Version.