Im progressiven Köln ist die Oberbürgermeisterin auf die Idee gekommen, etwas für ihre Stammwähler und Stammwählerinnen zu tun, und alle die, die es werden sollen, aber zuletzt die SPD gewählt haben: Der Muezzin darf zum Gebet rufen, erst mal nur für zwei Jahre, aber danach für immer. Wetten, dass?

Wer sich bereits erfolglos gegen das Glockengebimmel katholischer Kirchen gewehrt hat, ahnt vermutlich, dass er von deutschen Verwaltungsgerichten bei diesem Thema keinerlei Hilfe erwarten darf. So ist es natürlich auch hier, denn eine sog. „Nachbarklage“ aus dem beschaulichen Erkenschwick wurde letztes Jahr vom OVG NRW gekonnt abgebügelt. Der Profi erkennt auf Anhieb den wasserdichten Zirkelschluss der „sozialen Adäquanz„. Schön ist auch die „Zwar-aber“-Begründung:. Zwar wurden die Grenzwerte von der Behörde falsch errechnet, aber das ist egal. Es handle sich bei dem Urteil auch nicht um eine Grundsatzentscheidung, meinte das Gericht, und ließ die Revision nicht zu. In der Praxis ist es selbstverständlich eine Grundsatzentscheidung, denn die abstrakten Argumentationsmuster werden von den Kollegen abgeschrieben. Im bunten Köln wird der Muezzin-Ruf natürlich auch „sozialadäquat“ sein, denn sozialadäquat ist, was man für sozialadäquat erklärt. Nur weil man fünf mal am Tag zum Gebet gerufen wird, muss man nicht Moslem werden.

In diesem Zusammenhang ist auf den sog. „Akzelerationismus“ hinzuweisen. Es gibt die Theorie, dass ein System maximal an die Wand gefahren werden muss, damit auch der Dümmste erkennt, dass es so nicht weitergehen kann. Ich behaupte, dass dieser Ansatz nicht funktioniert, denn andernfalls wären die Terrorregime der Jakobiner, der Nazis und der Kommunisten niemals möglich gewesen. Die Machtapparate saßen im eigenen Land so fest im Sattel, dass sie nur von außen gestört werden konnten. Der Einzelne war absolut hilflos, und die Richter waren gleichgeschaltet. Gerichte agieren staatstragend. Wenn Geistesgestörte oder Massenmörder an der Regierung sind, dann werden deren Entscheidungen für rechtmäßig erklärt, egal wie untragbar sie sind. Wenn eines Tages der Kölner Dom zur Moschee umgewidmet werden soll, werden sie auch das abgesegnen, und der Widerstand wird niedergeknüppelt.

Zum Abschluss ein versöhnlicher Vorschlag: Warum hören die Kirchen nicht einfach mit der Ruhestörung auf und verschicken ihre Betaufrufe per SMS?