Das Unvorstellbare ist geschehen, in Italien haben „radikale Rechte“ die Wahl gewonnen. Oh mein Gott, was sollen wir nur tun? Er ist wieder da! Zwar nicht der böse Österreicher mit dem kleinen Bärtchen, aber dafür sein Vorbild, der Italiener mit den lustigen Hütchen. Nur diesmal kommt das Böse in Gestalt einer Frau daher. Man blickt da kaum noch durch. Bestes Beispiel ist die BILD-Zeitung, die auf den kommunistischen Vater dieser Dame hinweist und damit zum Ausdruck bringt, dass man in der Redaktion noch nie etwas von dem Begriff „Kollektivismus“ gehört hat. Die sog. „Rechten“, wie auch die sog. „Linken“, stehen im Prinzip für ein simples Konzept: Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Lediglich ihre Methoden variieren. Die Faschisten haben hartnäckige Systemgegner ins Gefängnis gesperrt, die Nazis haben sie in KZs gesperrt und die Kommunisten haben sie in Gulags gesperrt. Eingesperrt wurden sie überall, es sei denn, die konnten sich noch rechtzeitig ins Ausland absetzen, wie z.B. der innere Kreis der SPD, der in der Tschechoslowakei die SOPADE gegründet hat. Von dort aus arbeiteten sie mit den Gegnern Deutschlands zusammen, wurden deshalb ausgebürgert, kehrten 1945 nach Deutschland zurück, wurden wieder eingebürgert und kamen danach in höchste Ämter. Ganz so schlimm ist es in Italien natürlich noch nicht, und ganz so schlimm wird es höchstwahrscheinlich auch nicht kommen. Die EU besitzt bekanntlich entsprechende „tools“, um Abtrünnige unter ihr Diktat zu zwingen.

Bevor die neue italienische Regierung ins Amt kommt, muss sie im Übrigen auch noch eine formale Hürde überwinden, nämlich die Ernennung durch den italienischen Präsidenten Mattarella. An diesem Sohn eines Antifaschisten, die Präsidenten der ehemaligen Achsenmächte sind allesamt Antifaschisten, hängt es nun, die Machtübernahme der Faschisten zu verhindern. Wird er es schaffen? Man weiß es nicht, weil es insoweit noch keinen Präzidenzfall gab. Die einzige ähnliche Konstellation hat er 2018 selbst geschaffen, als er die Ernennung von „rechten“ Ministern verweigerte. Dazu findet sich nichts in der deutschen Wikipedia, aber die englische hilft insoweit aus. Damals wurde der Hebel gezeigt, von dem notfalls auch hier Gebrauch gemacht werden wird.