„Es gibt einen alten Wahn, der heißt Gut und Böse. Um Wahrsager und Sterndeuter drehte sich bisher das Rad dieses Wahns.“

Friedrich Nietzsche ist heute aktueller den je. Erst jüngst sprach der Kanzler von „teuflischen Plänen„, nun hat auch sein polnischer Amtskollege erkannt, worum es wirklich geht. Es geht um den Kampf der Guten gegen die Bösen. Die Narrative ist nicht originär, auch Leo XIII bemühte die Unterscheidung in Gegensatzpaare in seiner Enzyklika „Humanum Genus“ und könnte damit sogar Nietzsche die Bestätigung für „Also sprach Zarathustra“ geliefert haben.

Einzig streitig ist derzeit die Einordnung, was nicht zuletzt daran liegt, dass die einstigen Guten und die einstigen Bösen nach einer Umwertung aller Werte schlichtweg die Seiten getauscht haben. Wenn also die heutigen Guten von sich selbst sprechen, dann reden sie von einer Ideologie, die früher noch für das Gedankengut des Bösen gehalten wurde. Ein Beispiel für die Umwertung ist die Liste der Fehlkonzeptionen (Syllabus errorum), die von Papst Pius IX im Jahre 1864 veröffentlicht worden war. Alles, was dort aufgezählt ist, gilt heute unstreitig als zutreffend und wird vom Mainstream vertreten und gelehrt.

Um die aktuelle Weltpolitik zu verstehen, gibt es übrigens einen hübschen Shortcut: Die heutigen „Bösen“ stehen allesamt in der Wikipedia auf einer Liste. Dort hätten wir u.a. Nazi-Deutschland, das faschistische Italien, Francos Spanien, Ungarn, die Sowjetunion und China, aber auch die katholische Kirche und den Islam. Es sind die „üblichen Verdächtigen“, die bereits abserviert wurden, gerade abserviert zu werden, oder möglichst bald abzuservieren sind.