Früher gab es in Nürnberg den Reichsparteitag, dieses Jahr findet dort der Evangelische Kirchentag statt. Bevor mir hier jemand einen unzulässigen Vergleich vorwirft, möchte ich darauf hinweisen, dass man nur Ungleiches vergleichen kann. Dass die Evangelische Kirche jedoch ausgerechnet Nürnberg zum Veranstaltungsort gewählt hat, dafür kann ich wirklich nichts. Dass man höchste Staatsvertreter eingeladen hat, dafür kann ich auch nichts. Zudem ist nicht nur der Generalinspekteur der Bundeswehr angekündigt, sondern auch noch eine Podiumsdiskussion zwischen Vertretern der Endzeitsekte „Letzte Generation“, bei der es sich nach meiner Rechtsauffassung um eine kriminelle Vereinigung handelt, mit dem Vizekanzler. Geht’s eigentlich noch? Wie kommt es, dass Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maiziere Kirchentagspräsident ist. Vermutlich würde die Erklärung die Bevölkerung verunsichern.

Ich kann nachvollziehen, dass die Evangelische Kirche nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit Unterstützung der Alliierten reformiert wurde. Dafür hat man sogar – analog zu den Antifa-Schulen in der Sowjetunion – in britischen Gefangenenlagern Geistliche ausgebildet. Es gibt jedoch in Deutschland keine Staatskirche, und das mit gutem Grund. Es ist derselbe Grund, wegen dem die Amerikaner, die sich sonst für Religionsfreiheit einsetzen, in Japan den Staats-Shinto verboten haben. Den Leichtgläubigen soll nicht Angst vor allmächtigen Superwesen gemacht werden, um sie militärisch scharf zu machen.

 

 

Auf der anderen Seite stellt sich natürlich die Frage, wer hier eigentlich wessen Trittbrettfahrer ist. Versucht die Evangelische Kirche dem Staat die Stange zu halten, was sich z.B. durch die Kooperation mit „staatsfreundlichen“ Extremisten zeigt, oder versucht der Staat die Bühne zu nutzen, die ihm von der Kirche – z.B. aus Dankbarkeit für die Kirchensteuer – geboten wird? Hat man hinter verschlossenen Türen einen Deal gemacht, oder hat sich auch die EKD gleichgeschaltet, natürlich völlig freiwillig, wie im Invertierten Totalitarismus üblich? Fragen über Fragen. Sicher ist nur, dass sie offen bleiben werden.

P.S.: Im Gegensatz zu den ungeliebten Rundfunkgebühren, kann man sich die Kirchensteuer problemlos sparen. Aktuell kostet es 30 Silberlinge Euro.