„Wir werden sehr viel investieren müssen“, meint der Bundeskanzler bei der Vorstellung seines Konzepts zum Wiederaufbau der Ukraine. Mit „wir“ meint er natürlich den deutschen Steuerzahler. Was mich dabei ein wenig sonderbar berührt, ist die Verwendung des Begriffs „Investition“, denn das ist ein Terminus aus der Wirtschaft. Man kann ihn kompliziert erklären, oder einfach. Ich bevorzuge die einfache Version:

Investment is the dedication of money to purchase of an asset to attain an increase in value over a period of time.

Was genau ist der Wert, der durch den Einsatz deutschen Kapitals gesteigert werden soll? Handelt es sich nicht viel mehr um Aufräumarbeiten nach Ende eines Stellvertreterkrieges, bei denen sich die USA bislang auffällig bedeckt halten?

Da in diesem Zusammenhang immer wieder der Begriff „Marshallplan“ fällt, lohnt es sich, dieses Konstrukt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Hilfe für Deutschland bestand in erster Linie in Krediten. Für die auf Kredit gelieferten amerikanischen Waren wurde von der westdeutschen Bevölkerung ganz normal bei der KfW bezahlt, die wiederum aufgrund der Einnahmen Kredite an westdeutsche Unternehmen vergeben konnte. De facto war der Marshallplanein gewaltiges Konjunkturprogramm für die USA, was insoweit auch den dortigen Nachkriegsboom erklärt. Dieser Zusammenhang wurde in der Dokumentation „Mythos oder Masterplan“ kritisch beleuchtet. Der politische Hintergrund dieses Wiederaufbauprogrammes bestand darin, die BRD in die Lage zu versetzen, die für die „Kriegsschulden“ erforderlichen Summen zu erwirtschaften. Einem nackten Mann kann man nicht in die Taschen greifen.

Auf die Ukraine lässt sich diese Interessenlage nicht übertragen, denn die Ukraine schuldet uns nichts. Wir müssen sie nicht erst wieder aufbauen, um sie hinterher ausquetschen zu können, oder vielleicht doch? Man weiß es nicht so genau. Der Begriff „Investition“ geht zwar genau in diese Richtung, jedoch könnte ich mir gut vorstellen, dass die deutschen Steuergelder einfach ins Ausland verschenkt werden. Einen Gewinn haben wir damit noch nie gemacht.

 

Nachtrag (26.10.2022): Eine Vermögenssteuer soll es richten, zumindest nach den Vorstellungen der SPD. Die Ukraine wünscht 500 Millionen pro Monat.