Laut n-tv hat sich der gute alte Club of Rome mal wieder zu Wort gemeldet und düstere Prognosen angestellt. Dieser Verein, wie ich ihn nennen möchte, hat natürlich auch einen Wikipedia-Eintrag, bei dem mir eine bemerkenswerte Formulierung aufgefallen ist:

Es gelang ihnen, eine Konferenz zu den Zukunftsfragen der Menschheit in der Accademia dei Lincei in Rom zu organisieren, die jedoch nicht zu dem gewünschten Erfolg führte. Nach dem Ende der Konferenz trafen sich sechs der Teilnehmer: Aurelio Peccei, Alexander King, Hugo Thiemann, Max Kohnstamm, Jean-Philippe Saint-Geours und Erich Jantsch. Die Gruppe beschloss, ihre Ideen weiter zu verfolgen, und gab sich den Namen „Club of Rome“.

Mit anderen Worten, der „gewünschte Erfolg“ konnte nur mit einer anderen personellen Besetzung erreicht werden. Das kommt einem irgendwie bekannt vor. Experten, die nicht die gewünschte Meinung vertreten, werden vom Diskurs ausgeschlossen. Die Übrigen behaupten demonstrativ, sich einig zu sein.

Um in der Sache erst gar nicht disktutieren zu müssen, hat man ganz einfach ein Computermodell erstellt. Computermodelle haben jedoch eine lustige Eigenschaft, sofern nicht selbstlernend sind: Das Ergebnis ist eine Funktion der Voraussetzungen (= Zirkelschluss). Ändern man die Voraussetzungen nur marginal, dann kann am Ende etwas komplett anderes herauskommen. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff „Schmetterlingseffekt“ bekannt, der übrigens bei Klimamodellen bemerkt wurde. Wer den Zugriff auf die Variablen hat, kann problemlos jedes „gewünschte“ Ergebnis erreichen. Er spielt mit den Zahlen einfach so lange rum, bis es passt. Das soll nicht heißen, dass das Ergebnis solcher Computersimulationen zwingend falsch ist. Es kann auch zufällig richtig sein, so wie eine stehengebliebene Wanduhr rein zufällig zweimal am Tag die richtige Uhrzeit anzeigt. Der Punkt ist einfach, dass die Welt ein sog. „deterministisches Chaos“ ist. Die Anzahl der Faktoren, die ineinander spielen, ist unüberschaubar. Morgen bricht irgendwo unerwartet ein Vulkan aus, und alle Prognosen müssen angepasst werden. Dasselbe gilt für den Ausbruch von Weltkriegen. Wie man sehr schön beim Original sieht, hat man den Zweiten Weltkrieg als Artefakt in den Datensatz eingestellt, und behauptete seit 1940 sei global der Wohlstand gesunken. Das ist kein Wunder. In Hiroshima und Nagasaki ist er sogar auf Null gefallen. Daraus kann man jedoch keinen Trend ableiten. Solche Schlussfolgerungen kann man nicht ziehen.

 

 

Im Jahre 2012, als man postmoderne Wahrsager noch belächeln durfte, berichtete die WELT, dass der Club of Rome übrigens auch das Versiegen der Ölquellen vorausgesagt hatte. Das war auch lange Zeit die herrschende Narrative, bis man das Märchen nicht mehr aufrechterhalten konnte. Die Reaktion war, dass man die Variablen angepasst hat. Dann war der Grund für die kommende Katastrophe nicht mehr der Ölmangel, sondern das Treibhausgas. Dass es wärmer geworden ist, kann niemand bestreiten. Für Weltuntergangspropheten ist es ein Glücksfall, denn vor 40 Jahren drohte eine neue Eiszeit.

 

P.S.: Eine wissenschaftliche Kritik des Computermodels World3 findet sich u.a. in „Models of Doom: A Critique of the Limits to Growth„. Bei der deutschen Wikipedia sehen die Verfasser in dem Umstand, dass das Model über die Umweltverschmutzung immer zur Apokalypse kommt, ein Indiz dafür, dass es nicht widerlegt sei. Ich sehe darin allenfalls ein Indiz für das „gewünschte Ergebnis“. Das Ergebnis kann natürlich auch eine unangenehme Wahrheit sein.