In Spanien geschehen wundersame Dinge. Nicht nur ist der abgewählte Ministerpräsident immer noch im Amt, weil er – man glaubt es kaum – einen Pakt mit Staatsfeinden geschlossen hat. Auch die Reform des Sexualstrafrechts, die aufgrund der negativen Erfahrungen der letzten 200 Jahre dringendst nötig war, schien nicht wirklich geglückt zu sein. Die negativen Erfahrungen der letzten 5 Monate machten es im März 2023 offenbar noch dringender nötig, eine Reform der Reform vorzunehmen. Die Vorgänge im Anschluss an den Gewinn Frauen-Fußball-WM ermöglichten es dem Linksstaat, der Bevölkerung die Anwendung der neuen Regelungen zu demonstrieren. Der Präsident des spanischen Fußballverbandes, der es in der Euphorie des Sieges leider nicht unterlassen konnte, seiner Freude durch einen Kuss einer Spielerin auf den Mund Ausdruck zu verleihen, soll nun als sexistischer Frauenhasser mehr als nur öffentlich auf dem medialen Scheiterhaufen verbrannt werden. zweieinhalb Jahre Freiheitsstrafe sollen es laut Staatsanwaltschaft für den Kuss sein.

Was jedoch bei der ganzen Diskussion um toxische Männlichkeit, Sexismus und deren Bekämpfung durch das Strafrecht ein wenig zu kurz gekommen sein dürfte, sind die konkreten Tatumstände. Irgendwie scheint den Behörden entgangen zu sein, dass es um einen sog. „Affekt“ geht. Dabei kann man sich durchaus die Frage stellen, ob überhaupt eine Handlung im strafrechtlichen Sinne vorlag. Selbst wenn man dies bejaht, müsste es anstelle der von Aktivistinnen geforderten Härte eine Strafmilderung geben. Werden sich die Richter trauen, so zu urteilen? Es könnte negative Auswirkungen auf Karrieren haben. Der Sinn von Schauprozessen besteht darin, den Pöbel zu besänftigen und eine Erziehungswirkung herbeizuführen. Milde wäre nicht zielführend.

P.S.: Dass es sich im progressiven Spanien um einen sozialistischen Bruderkuss gehandelt hat, dürfte allerdings auszuschließen sein.

P.P.S.: Der Fall hat mit einem Angriff auf die sexuelle Selbstbestimmung nichts zu tun. Es war eine ganz simple Nötigung, nicht mehr und nicht weniger.