Heute steht mal wieder an der Tagesordnung, die Wiedervereinigung zu feiern. Was dabei ausnahmslos unter den Tisch fällt, ist ihr Preis. Mit der Wiedervereinigung kam nämlich ein guter alter Bekannter zurück, der Versailler Vertrag unter anderem Namen. Die letzte Rate auf das Original wurde übrigens im Jahre 2010 an unsere europäischen Freunde und Partner gezahlt. Seither wird in nur noch an Brüssel gezahlt, in unbestimmter Höhe und auf unbestimmte Zeit.

Den Osten, die Preußen, hat es besonders hart getroffen, denn dort wurde man nicht nur nach Kriegsende von der Sowjetunion zerschlagen, sondern nach der Wiedervereinigung gleich nochmal, durch die Treuhand. Wem diese Organisation die Treue geschworen hatte, dürfte auf der Hand liegen. Sie gingen jedenfalls vor, wie einst die sog. „Morgenthau-Boys“ nach der berühmt berüchtigten JCS 1067. Die ostdeutschen Schlüsselindustrien wurden demontiert, oder unter ausländische Kontrolle gebracht, wie es bereits der „Nostradamus“ Louis Nizer im Jahre 1944 in seinem berühmten Buch „What to do with Germany“ auf S. 192 prognostiziert hatte:

Second, that the machine tool industry, steel mills, power houses and important „heavy industries“ be destroyed or taken from German control. While physical operation could be left to Germans, international trustees should determine personnel of management, contracts, investments and foreign arrangements. There would be no reliance upon mere „inspection.“ Control of policy itself would be attained. No cartel arrangements could then be made to restrict foreign production of vital materials. Nor could fifth columns of sabotage and espionage be organized under the respectable guise of business enterprise.

Herausragende Beispiele sind die Leunawerke, die Buna-Werke und die Mineralölgesellschaft Minol. Leuna und Minol gingen an Frankreich, Buna ging an die USA. Kohl konnte sich wohl nicht entscheiden, wessen Helot das wiedervereinigte Deutschland sein soll, oder er wollte auf beiden Hochzeiten tanzen.

Natürlich dürfen wir auch die NVA nicht vergessen. Sie wurde von der Bundeswehr übernommen und zerschlagen. Die Bundeswehr wurde daraufhin, entsprechend den Vorgaben des 2+4 Vertrages, zur „Reichswehr 2.0“ verzwergt. Während die Reichswehr nur Munition für eine Stunde hatte, so hat die Bundeswehr zumindest Munition für einen Tag. Da soll mal einer sagen, man stünde völlig blank da.

Stellen wir uns einfach mal vor, es hätte keine Wiedervereinigung gegeben. Dann wäre die DDR heute ein demokratischer Staat und selbstverständlich Mitglied der EU, wie Polen, Ungarn und Tschechien auch, wäre auf Kosten der EU modernisiert worden, hätte vermutlich eine konservative Regierung und wäre vermutlich das Auswanderungsziel Nr. 1 für desillusionierte BRD-Bürger. Mit anderen Worten, es würde heute wieder „rübergemacht“, lediglich in die andere Richtung. Der ganze Pathos, der bei der Wiedervereinigung mitschwingt, ist objektiv unberechtigt, weil die Wiedervereinigung für diesen Preis im Ergebnis für den weit überwiegenden Teil der Bevölkerung beider deutscher Staaten nur Nachteile brachte. Man feiert de facto die eigene Unterwerfung.

Jedenfalls ist klar, dass Art. 146 GG weiterhin eine Utopie bleiben wird. Dasselbe gilt für die Präambel des Grundgesetzes, die 1990 einfach ersetzt wurde.