Nun hat sich auch noch der (Noch-)Präsident des BDZV durch eine unbedachte Aussage in Schwierigkeiten gebracht. Er äußerte privat die Meinung, der ehemalige BILD-Chefredakteur, der erst jüngst „Opfer“ einer internen Säuberungsaktion wurde, sei „der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt“. Einen solchen Spruch kann man natürlich nicht bringen, auch nicht privat. Das wurde nun auch verbindlich festgestellt von Boris Rosenkranz. Den Herren kannte ich bislang zwar nicht, aber was heißt das schon? Immerhin hat er sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Wer bei der taz und beim NDR war, dessen Wort hat in der Bubble der aktuellen und künftigen Grimme-Preis-Träger Gewicht.

Um welche „Institution“ handelt es sich hier? Es geht um den Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverläger. Der wurde 1954 als Dachverband gegründet, um den Verein der sog. „Altverleger“ mit der alliierten Lizenzpresse gleichzuschalten. Mit anderen Worten: Auch die ehemaligen deutschen Zeitungsverleger, die unter den Alliierten Berufsverbot hatten, sich jedoch seit 1949 wieder auf die Pressefreiheit berufen konnten, wurden denselben Spielregeln unterworfen, die für die outgesourcte Propagana der „Information Control Division“ galt. Diese Maßnahmen waren letztlich auch erforderlich, weil bis 1955 Grundgesetz und Besatzungsrecht noch gleichzeitig galten. Freiheit und Zwang wurde unter den Hut der scheinbaren Freiwilligkeit gebracht.

 

 

Das Konzept solcher Dachverbände ist relativ simpel: Die Mehrheitsverhältnisse sind durch eine geschickte personelle Besetzung (Einflussnahme) so zementiert, dass alle Abweichler problemlos überstimmt werden können. So kann man z.B. auch einen gemeinsamen Pressekodex verabschieden, in dem man sich – auf Wunsch des Verbands der Deutsch-Amerikanischen Clubs – selbst verbietet, bei Vergewaltigungen durch Angehörige der amerikanischen Streitkräfte über besondere persönliche Merkmale der Täter zu berichten. Ein anderes Beispiel wären die westdeutschen Volkshochschulen. Die zeigten nach dem Krieg wenig Bereitschaft die alliierte Propaganda zu verbreiten, also hat man ganz einfach einen entsprechenden Dachverband geschaffen, die „richtigen“ Leute an die Spitze wählen lassen, und schon war das Problem gelöst. Seither gelten auch in den Volkshochschulen die üblichen Standards.