Als Adenauer von Kennedy nach dessen Berlin-Besuch zum Rücktritt gezwungen wurde, weil er das israelische Atomprogramm in Dimona unterstützt hatte und darüber hinaus sogar selbst beabsichtige mit Hilfe Frankreichs eine deutsche Atombombe zu bauen, wurde vom US-Außenministerium ein Profil des potentiellen Nachfolgers Ludwig Erhard erstellt. Dort hieß es prophetisch:

Erhard as Chancellor
Professor Erhard is a man of good-will. In many ways, we should find him easy to work with. He shares our interest in liberal trade (except in agriculture, where he has been content to say that “all nations are sinners”) and he has always recognized the economic advantages of an enlarged European community. In fact, he fought for British admission to the Common Market with energy and courage.
[1 paragraph (7–1/2 lines of source text) not declassified]
The French are reported to be preparing a campaign to win him over, but by temperament and intellect (Hervorhebung d. d. Verf.) he is at the opposite pole from General de Gaulle. There will not be an easy working relation between a Gaullist France and a Federal Republic under Erhard.
[2-1/2 lines of source text not declassified] The most likely result is a Germany adrift—at least during Erhard’s tenure as Chancellor—while an internecine power battle goes on in Bonn for the succession.

Das war der erste Moment seit 1949, als Adenauers Christdemokraten in Deutschland – analog zur Democrazia Christiana in Italien – mit finanzieller Hilfe aus den USA die Wahl gewannen, wo die USA konkret in die deutsche Kanzlerfrage eingegriffen haben. Adenauer wurde jedoch nicht nur aus den USA unterstützt, sondern auch aus Frankreich. Es ist daher kein Wunder, dass es der Union traditionell schwer fällt, sich für eine Seite zu entscheiden. Einigkeit herrscht nur in einem Punkt: Die deutsche Seite ist es garantiert nicht, denn das wäre ja Nationalismus, und das geht bekanntlich gar nicht.

Besonderen Einfluss hat Frankreich traditionell in seinen ehemaligen Besatzungszonen und im Saarland. Der Einfluss der USA macht sich demgegenüber traditionell in ihren ehemaligen Besatzungszonen bemerkbar, besonders in Bayern. Es ist daher auch kein Wunder, wenn der bayrische Ministerpräsident der größte Freund der USA ist. Unterstützt wird er dabei vom frisch wiedergewählten Fraktionsvorsitzenden der CDU, der natürlich auch ein großer Freund der USA ist. Nach dem katastrophalen Wahlausgang für den größten Freundes Frankreichs, sieht es für Paris natürlich schlecht aus. Die seit über einem Jahrzehnt abgemeldeten transatlantischen Interessenvertreter versuchen nun, diese Schwäche auszunutzen. Da es für die Union der Kollaboration jedoch absehbar nur für die Opposition langt, wurde in Frankreich bereits entsprechend vorgesorgt. Auch ein Bündnis mit der SPD gab es natürlich schon einmal.