Während die deutsche Presse den Vereinten Nationen üblicherweise einen roten Teppich ausrollt, werden neuerdings kritische Töne laut. Insbesondere die BILD-Zeitung wirkt völlig aus dem Häuschen zu sein, weil man bei den Vereinten Nationen nicht so entscheidet, wie von der sog. „Springerpresse“ gewünscht. Zuletzt wurde sogar der Austritt gefordert, für die BRD natürlich ein absolutes No-Go. Selbstverständlich sind und bleiben wir zahlungskräftiges Vollmitglied, Feindstaatenklausel hin oder her. Die Japaner überholen wir bestimmt demnächst auch noch, denn wir geben bekanntlich gerne und reichlich.

Stein des Anstoßes ist eine Abstimmung, bei der sich 120 Staaten offenkundig verwählt haben, denn es war doch von vornherein klar, wer gut ist, und wer böse. Nicht ganz so klar war es anscheinend, wie man der Abstimmungskarte entnehmen kann, den Mitgliedsstaaten des britischen Commonwealth und den meisten EU-Mitgliedern. Das ist natürlich sehr bedauerlich. Es könnte daran liegen, dass der UN-Generalsekretär mit seinen Aussagen jüngst aus der Rolle gefallen ist. Es könnte aber auch daran liegen, dass diese Staaten keinen vergleichbaren Werte-Kodex haben, wie das Verlagshaus Axel Springer.

Bei der BRD ist dies allerdings umstritten, denn hierzulande gilt eine ungewöhnliche Staatsraison. Kein anderes Land der Welt macht die Interessen eines ausländischen Staates zu seinem höchstpersönlichen Anliegen. Dieses bemerkenswerte Selbstverständnis führte neulich zu dem sonderbar wirkenden Vorschlag des CDU-Vorsitzenden, Einwanderer sollten sich zu einem anderen Staat bekennen, als zu dem, dessen Staatsbürgerschaft sie annehmen.