Die FAZ meldet, dass der deutsche Oscar-Beitrag diesmal die Neuverfilmung des Klassikers „Im Westen nichts Neues“ sei. Wohlgemerkt, es ist die dritte Verfilmung der Romanvorlage. Die erste Verfilmung aus dem Jahre 1930 stammt aus den USA und wurde unterschiedlich aufgenommen. Die zweite Verfilmung aus dem Jahre 1979 ist eine britisch-amerikanische Fernsehproduktion, die sonderbarerweise in der Tschechoslowakei gedreht wurde.

Im Jahre 1931, also zwei Jahre nach Erscheinen und damit noch während der Weimarer Republik, wurde das Buch vom Preußischen Landtag aus den Schulbüchereien verbannt. 2016 war es – fast selbstverständlich – Pflichtlektüre für Abiturienten in Niedersachen (ehemals britische Besatzungszone).

Das Grundproblem bei allen Romanen ist, dass sie der Phantasie des Autors entspringen. Möchte er z.B. einen Unteroffizier als sardistischen Despoten darstellen, dann beschreibt er diese Figur einfach so. Er kann insoweit seiner Phantasie freien Lauf lassen. Dieser Roman beruht jedoch angeblich weit überwiegend auf den Erzählungen von Kriegsteilnehmern, und sollten diese keine sog. „Harfensänger“ (Angeber) gewesen sei, so haben ihre Erzählungen zumindest einen gewissen Wahrheitsanspruch. In wieweit der Autor später Wahrheit und Fiktion vermischt hat, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber sicher ist, dass die Schrecken des Ersten Weltkriegs für den einfachen Soldaten zu starken psychischen Belastungen führten, die nicht selten in einer posttraumatischen Belastungsstörung endeten. Dies galt jedoch sonderbarerweise nicht für die Soldaten der Gegenseite, die hinterher als Helden gefeiert wurden, auf Siegesparaden marschierten, und sich auf in Kameradentreffen nicht weinend in den Armen lagen, sondern gemeinsam jubelnd auf ihre gemeinsamen Erlebnisse anstießen. Das ist der zentrale Widerspruch bei solchen Antikriegsromanen, die von Verlierern für Verlierer geschrieben werden.

Was die Verfilmungen durch die Sieger anbetrifft, gibt es ein weiteres interessantes Beispiel: Die amerikanisch-sowjetische Dokuserie „Der unvergessene Krieg“ aus dem Jahre 1978. Diese Serie, die übrigens nicht nur vom WDR angekauft wurde, sondern auch in der DDR gezeigt wurde, enthielt unstreitig so viele Ungenauigkeiten, heute würde man Fake News sagen, dass die ARD sich genötigt sah, Zusatzmaterial mit ausgewählten Zeitzeugen zu drehen.

Interessant sind auch die Zuschriften, die der WDR damals erhalten hat. Der WDR-Programmchef, der noch von den Briten eingestellt worden war, und von der ZEIT (ehemals britische Lizenzpresse) die Plattform für einen Gastbeitrag erhalten hatte, zitierte die Zuschriften von Zeitzeugen wie folgt:

„Der WDR handele im Auftrag fremder Mächte, so wurde behauptet, bezahlte Subjekte in diesem Sender legten es darauf an, Deutschland zu verraten, die Ehre des deutschen Soldaten in den Dreck zu ziehen, die Jugend zu verdummen und die Deutschen in ewige Abhängigkeit zu bringen.“

Das mag vielleicht nach außen so aussehen haben, es ist jedoch in Wahrheit unzutreffend. Die Mitarbeiter des WDR handelten nicht im Auftrag fremder Mächte, sondern sie waren „zuverlässig„. Bei „zuverlässigen“ Personen kann man davon ausgehen, dass sie von sich aus das tun, was man von ihnen erwartet. Was die Briten unter „zuverlässig“ verstanden, war im Prinzip das komplette Gegenteil dessen, was die Nazis darunter verstanden hatten.

Zurück zur Oscar-Nominierung: Die Produktion defätistischer sog. „Antikriegsfilme“ und die Nominierung derselben für irgendwelche Auszeichnungen, muss nicht mehr durch speziell ausgewählte „zuverlässige“ Personen auf den Weg gebracht werden. Die unkritische Übernahme und Idendifikation mit der Kriegspropaganda der ehemaligen Gegner ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis der sog. „Reeducation„.