Heute morgen kam auf ZDFinfo in „Leschs Kosmos“ ein Beitrag zu sog. „Verschwörungstheorien“. Das Kernargument war dabei, dass die Verfizierung einer „Verschwörungstheorie“ nicht heißt, dass alle „Verschwörungstheorien“ wahr sind. Das stimmt zwar, allerdings hat das auch niemand bezweifelt.

Merke: Harald Lesch ist Astrophysiker und hat zudem viele weitere Interessengebiete, wie z.B. die „Naturphilosophie“. Er ist beim ZDF de facto der Wissenschaftler vom Dienst, und führt damit die Tradition der Professoren Haber und von Ditfurth fort. Dabei wird ihm offenbar aufgrund seiner weit überdurchschnittlich hohen Intelligenz eine hohe Glaubwürdigkeit zugestanden, auch bei Themen, von denen er nicht mehr weiß, als jeder andere.

Was ist denn nun eine „Verschwörung“? Das wohl klassischste Beispiel für eine Verschwörung ist die Freimaurerei, die über 250 Jahre lang erfolglos von der katholischen Kirche bekämpft wurde. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde 1871 in der Urfassung des StGB zur Bekämpfung der sog. „Geheimbündelei“ der § 128 a.F. StGB eingeführt. Die Definition, mit der Staatsanwälte arbeiten mussten und die sich in der Anklageschrift widerspiegelte, lautete wie folgt:

„Eine Verbindung, deren Dasein, Verfassung oder Zweck vor der Staatsregierung geheim gehalten werden soll, oder in welcher gegen unbekannte Obere Gehorsam oder gegen bekannte Obere unbedingter Gehorsam versprochen wird.“

Wichtig ist dabei das logische oder, denn der Geheimhaltung ist der Gehormsam gegenüber Oberen gleichgesetzt. Ein offen operierender Verein kann demnach auch dann als Verschwörung eingestuft werden, sofern intern Weisungsgebundenheit zu Dritten bestehen. Dies steht z.B. insbesondere bei auslandsfinanzierten NGOs im Raum, und das ist auch der Grund, warum einige Staaten Gesetze gegen solche Organisationen erlassen haben, darunter übrigens auch die USA. Einzelpersonen können keinen „Geheimbund“ bilden, selbst wenn möglicherweise durch Dritte auf sie Einfluss genommen wird.

Die Verwendung des Begriffs „Verschwörungtheorie“ als Kampfbegriff, geht laut irgendwelchen „Verschwörungstheoretikern“ angeblich auf eine Weisung der CIA nach dem Attentat auf Kennedy zurück. Dieser Zusammenhang wird allerdings von sog. „Faktencheckern“ bestritten, was jedoch nicht heißt, dass der Begriff „Verschwörungstheorie“ nicht als Kampfbegriff verwendet wird. Man muss einfach nur Seite 3 der zitierten CIA-Weisung lesen. Es handelt sich dabei um eine explizite Handlungsanweisung, wie die gegnerische Narrative argumentativ zu bekämpfen ist.

Um die Sache auf den Punkt zu bringen: Eine „Verschwörungstheorie“ liegt regelmäßig dann vor, wenn sich der Gedanke aufdrängt, dass bei einem unglücklichen Ereignis „irgendwer dahinter steckt“. Es ist ein Ermittlungsansatz, nicht mehr und nicht weniger, wie er z.B. auch bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität verfolgt wird. Dieses unglückliche Ereignis kann sich in vielen Formen präsentieren, z.B. die Veränderung des Wetters, die Ermordung von Politikern, Regime Changes in der Dritten Welt, der Ausbruch von Kriegen und vieles andere mehr. Sobald der Eindruck entsteht, dass sie sich zu häufig bewahrheiten, kann man ein paar lustige Theorien dazuerfinden, damit die Ratio zwischen Wahrheit und Schwachsinn gefühlt wieder passt.