Es ist bemerkenswert, wie tagtäglich der Einfluss der katholischen Kirche zurückgedrängt wird, als sei es eine Selbstverständlichkeit. Besonders makaber stellt sich dabei der „Syllabus errorum“ von Papst Pius IX aus dem Jahre 1864 dar, eine Liste von Thesen, die von ihm, stellvertretend für die katholischen Kirche, als Irrtümer bezeichnet wurden. Diese Liste gibt es >> hier << in ihrer vollständigen Form, und auszugsweise natürlich auch bei der Wikipedia:

1. Es gibt kein höchstes, weisestes und über alles vorhersehendes göttliches Wesen, das von der Gesamtheit dieser Welt unterschieden wäre. Gott ist zugleich wie das Wesen der Dinge und daher Veränderungen unterworfen. In der Wirklichkeit ist Gott ein Werdender im Menschen und in der Welt. Alles ist Gott und besitzt seine eigene Wesenheit. Gott und die Welt sind ein und dieselbe Macht und Sache. Deshalb sind ebenfalls Geist und Materie, Notwendigkeit und Freiheit, Wahrheit und Falsches, Gutes und Böses, Recht und Unrecht ein und dasselbe.

2. Jede Einwirkung von Gott auf die Menschen und auf die Welt ist zu leugnen.

3. Die menschliche Vernunft ist, ohne dass wir sie irgendwie auf Gott beziehen müssten, der einzige Richter über Wahrheit und Falsches, über Gut und Böse. Sie ist sich selbst Gesetz und mit ihrer natürlichen Kraft ausreichend, um das Wohl der Menschen und Völker zu sichern.

15. Es steht jedem Menschen frei, jene Religion anzunehmen und zu bekennen, welche er, durch das Licht der Vernunft geführt, für wahr hält.

16. Die Menschen können bei Übung jeder Religion den Weg des ewigen Heiles finden und die ewige Seligkeit erlangen.

17. Wenigstens darf man gute Hoffnung hegen über die ewige Seligkeit aller, welche nicht in der wahren Kirche Christi leben.

18. Der Protestantismus ist nichts anderes, als eine verschiedene Form derselben christlichen Religion, in welcher es ebenso gut möglich ist, Gott zu gefallen, wie in der katholischen Kirche.

20. Die kirchliche Gewalt darf ihre Autorität ohne Erlaubnis und Zustimmung der staatlichen Gewalt nicht ausüben.

39. Der Staat besitzt die Quelle und den Ursprung aller Rechte und von daher ein uneingeschränktes Recht.

60. Autorität bedeutet nichts anderes als der Inbegriff der Zahlenmenge und der Gesamtheit der materiellen Kräfte.

61. Eine erfolgreiche Ungerechtigkeit bringt der Heiligkeit des Rechts keinerlei Nachteile.

62. Der sogenannte Grundsatz der Nichteinmischung muss verkündet und beachtet werden.

77. In unserer Zeit ist es nicht mehr nützlich, dass die katholische Religion unter Ausschluss aller anderen Kulte als einzige Staatsreligion gelte.

78. Es ist daher zu loben, dass in gewissen katholischen Ländern gesetzlich verordnet ist, dass den Einwanderern die öffentliche Ausübung ihres Kultes, welcher er auch sei, gestattet sein solle.

79. Denn es ist falsch, dass die staatliche Freiheit für jeden Kult und die allen gewährte Befugnis, frei und öffentlich ihre Meinungen und Gedanken kundzugeben, dazu führt, Geist und Sitte der Völker zu verderben und zur Verbreitung der Seuche des Indifferentismus führen.

80. Der Römische Papst kann und muss sich mit dem Fortschritt, dem Liberalismus und der heutigen Zivilisation versöhnen und vereinigen.

Ich denke, wir können festhalten, dass alles, was dort noch als Irrtum bezeichnet wurde, mittlerweile unstreitig als zutreffend anerkannt ist. Das ist faktisch die vollständige Niederlage der katholischen Kirche und gleichzeitig der vollständige Sieg ihrer Gegner, insbesondere auch über den Klerikalfaschismus.

Wer diese Gegner sind, wurde in der Enzyklia „Humanum genus“ vom 20. April 1884 von Papst Leo XIII beschrieben:

„Nachdem das Menschengeschlecht durch den Neid des Teufels von Gott, dem Schöpfer und Spender der himmlischen Güter so kläglich abgefallen, hat es sich in zwei geschiedene und einander entgegengesetzte Lager geteilt; das eine kämpfte unausgesetzt für Wahrheit und Tugend, das andere für alles, was der Wahrheit und Tugend widerstreiten. – Das eine ist das Reich Gottes auf Erden, nämlich die wahre Kirche Christi; wer ihm wahrhaft und zu seinem Heile angehören will, der muss Gott und seinem Eingeborenen Sohne mit ganzer Seele und voller Hingebung seines Willens dienen. Das andere ist das Reich des Satans, dem alle jene botmäßig und zu eigen sind, welche dem verhängnisvollen Beispiele ihres Führers und unserer Stammeltern gefolgt sind, dem ewigen göttlichen Gesetze den Gehorsam verweigern und vieles mit Verachtung Gottes, ja vieles gegen Gott selbst unternehmen suchen.

Dieses zweifache Reich, das zwei Städten gleicht, die nach widerstrebenden Gesetzen widerstrebende Ziele verfolgen, hat Augustinus wohl erkannt und beschrieben und die wirkende Ursache beider in nachstehenden Worten feinsinnig und kurz zusammengefasst: Eine zweifache Liebe hat diese zwei Reiche gegründet, das irdische die Selbstsucht bis zur Verachtung Gottes, das himmlische dagegen die Gottesliebe bis zur Verachtung seiner selbst.

In allen Jahrhunderten haben diese Reiche einander bekämpft mit verschiedenen Waffen und in verschiedener Weise, wenngleich nicht immer in gleich heftigem Anlaufe. In der Gegenwart jedoch scheinen die Anhänger des Bösen sich zu verabreden und insgesamt mit vollen Kräften anzustürmen, geleitet und unterstützt von der weitverbreiteten und gegliederten Gesellschaft der sogenannten Freimaurer. Denn schon halten diese ihr Pläne nicht mehr geheim und fordern höchst verwegen sich untereinander auf gegen den allmächtigen Gott; offen und aufgescheut arbeiten sie daran, die Kirche zu vernichten und zwar in der Absicht, um, wenn es möglich wäre, die christlichen Völker aller Güter zu berauben, die ihnen durch unsern Heiland Jesus Christus zuteil geworden sind. – In dem wir diese Übel beklagen, müssen wir oft, von Liebe im Innersten bewegt, zu Gott rufen: Siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt. Über dein Volk fassen sie listige Anschläge und sinnen wider deine Heiligen. Sie sprechen: Kommet, lasset sie uns vertilgen aus dem Volke.

Bei dieser dringenden Gefahr, bei diesem grausamen und hartnäckigen Kampfe gegen das Christentum ist es Unsere Aufgabe, hinzuweisen auf den Ernst der Lage, kenntlich zu machen die Gegner, Widerstand zu leisten, soviel Wir vermögen, ihren listigen Plänen, damit nicht auf ewig zu Grunde gehen alle jene, deren Seelenheil Uns anvertraut ist, und auf dass Jesus Christi Reich, dessen Obhut Uns übergeben ward, nicht bloß Bestand habe und unversehrt fortdauere, sondern immer mehr wachse und überall auf der ganzen Erde sich ausbreite.“

Am 14. Juni 1942, heute von 80 Jahren, verlas der Franklin D. Roosevelt, rein zufällig ein Freimaurer, das „Gebet der Vereinten Nationen„:

„Gott der Freien, wir verpflichten unsere Herzen und Leben heute der Sache der gesamten freien Menschheit.

Gewähre uns Sieg über die Tyrannen, die alle freien Menschen und Nationen versklaven würden. Gewähre uns Glauben und Verständnis um all jene zu ehren, die für Freiheit kämpfen, als wären sie unsere Brüder. Gewähre uns Brüderlichkeit in Hoffnung und Einheit, nicht nur für die Zeit dieses bitteren Krieges, sondern für die kommenden Tage, die alle Kinder der Erde vereinen werden und müssen.

Unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen.

Der menschliche Geist ist erwacht und die Seele des Menschen ist ausgezogen. Gib uns die Weisheit und die Vision, die Größe des menschlichen Geistes zu verstehen, der für ein Ziel jenseits seiner eigenen kurzen Spanne so enorm leidet und erträgt. Gib uns Ehre für unsere Toten, die im Glauben gestorben sind, Ehre für unsere Lebenden, die nach dem Glauben streben und für ihn arbeiten, Erlösung und Sicherheit für alle gefangenen Länder und Völker. Schenke uns Geduld mit den Verblendeten und Mitleid mit den Betrogenen. Und gib uns die Fähigkeit und den Mut, die die Welt von Unterdrückung reinigen sollen und der alten Doktrin, dass die Starken die Schwachen essen müssten weil sie stark sind.

Doch vor allem gewähre uns Brüderlichkeit, nicht nur für den heutigen Tag, sondern für alle unsere Jahre – eine Brüderlichkeit nicht der Worte, sondern der Handlungen und Taten. Wir alle sind Kinder der Erde – gewähre uns dies einfache Wissen. Wenn unsere Brüder unterdrückt werden, dann werden wir unterdrückt. Wenn sie hungern, hungern wir. Wenn ihnen die Freiheit genommen wird, dann ist unsere Freiheit nicht sicher. Gib uns einen gemeinsamen Glauben, dass der Mensch Brot und Frieden kenne – dass er Recht und Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit, gleiche Möglichkeiten und gleiche Chancen sein Bestes zu tun, nicht nur in unseren Heimatländern, sondern in der ganzen Welt. Und in diesem Glauben lass uns auf die reine Welt zumarschieren, die unsere Hände erschaffen können. Amen.“