Was passiert eigentlich, wenn man auf die wundervolle Idee kommt, um der guten Beziehungen Willen, Kompromisse zu schließen und der Gegenseite regelmäßig auf halber Strecke entgegenzukommen? Es passiert dasselbe, wie in dem  Kindermärchen „Hans im Glück„. Der Protagonist Hans, der nicht unbedingt als die hellste Kerze auf dem Kuchen bezeichnet werden kann, tauscht sich durch eine Serie von Verlustgeschäften arm. Er beginnt seine Reise mit einem Goldklumpen, und endet mit zwei Mühlsteinen, die ihm zuletzt auch noch in einen Brunnen fallen. Wer hier der Trottel ist, merken sogar Kinder.

Das spieltheoretische Problem der unendlichen Kompromissbereitschaft ist jedoch nicht, dass von vornherein kampflos ein Teil des eigenen Vermögens weggeschenkt wird, es liegt in der Berechenbarkeit. Die Gegenseite weiß von Anfang an, dass sie nur vollkommen überzogene Forderungen stellen muss, je überzogener desto besser, und automatisch einen beträchtlichen Teil davon realisieren wird. Dieses Umfallen mit Ansage ist das Problem. Noch viel schlimmer ist, dass die Gegenseite sich noch nicht einmal an den Kompromiss halten muss. Sie stellt einfach kurze Zeit später neue unverschämte Forderungen, und wird mit der Nummer teilweise durchkommen. Was nach einigen Permutationen von der eigenen Seite übrig bleibt, zeigt diese Grafik:

 

 

Es ist kein Zufall, dass der amerikanische Präsident Nixon im Vietnam-Krieg die „Strategie“ verfolgte, verrückt zu wirken, um als unberechenbar zu gelten. Berechenbar zu sein, ist in einem Konflikt die mit Abstand schlechteste Strategie, deshalb werden Nachrichten verschlüsselt. Wer seinen Gegner von vornherein wissen lässt, dass er umfallen wird, hat keine Verhandlungsposition. Er bekommt allenfalls, wie ein Hund, einen Knochen hingeworfen. Dabei muss man realisieren, dass auf internationaler Ebene selbst Freunde und Partner erbitterte Gegner sein können. Hier wurden falsche Annahmen gemacht.