Bei der Ludwig-Erhard-Stiftung findet sich ein interessanter Artikel über die Gründung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Wissend, dass es zur Durchsetzung der Sozialen Markwirtschaft einer großen Standhaftigkeit und einer noch größeren Überzeugungsarbeit samt erstklassiger Publizistik bedurfte, schuf die WiPoG die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen für die Gründung der FAZ, deren erste Ausgabe am 1. November 1949 erschien. Angeregt vom amerikanischen Militärgouverneur, der sich 1948 mit badischen und württembergischen Industriellen traf, wie Peter Hoeres schreibt, initiierte der Vorstandsvorsitzende der Salamander AG, Alex Haffner, die Sammlung von Geldern für das Zeitungsprojekt.

Angeregt vom amerikanischen Militärgouvaneur, klingt spannend. Warum war der wohl am Aufbau eines weiteren Propagandamediums interessiert? Gab es denn nicht schon viele amerikanische Lizenzzeitungen? Die gab es schon, doch sie waren in Anlehnung an die SHAEF-Studie von Saul K. Padover aus Gründen der „Zuverlässigkeit“ fast ausschließlich mit Sozialisten und Kommunisten besetzt worden. Ein konservatives Propagandamedium zur Unterstützung des amerikanischen Wunschkanzlers und insbesondere der US-freundlichen Wirktschaftspolitik Erhards hatte man schlichtweg vergessen.

Diese Unterstützung war jedoch dringend nötig, denn was in dem Artikel fehlt, ist die Erwähnung des Generalstreiks in der Bi-Zone, bei dem 12 Millionen Westdeutsche die Arbeit niederlegten und von den amerikanischen Besatzungstruppen und ihren „Ortskräften“ mit Panzern und Tränengas von der Straße gefegt werden mussten. Da die westdeutsche Presse sich diesbezüglich bedeckt hielt, zitiere ich hier ausnahmsweise das ostdeutsche Neue Deutschland.

 

 

So hat man sich dann an die gute alte Frankfurter Zeitung erinnert. Einst in der Hochphase des Manchester Kapitalismus gegründet, versorgte sie die Neureichen und die Spekulanten mit Börseninformationen. Nach dem unvermeidlichen Börsencrash bekam sie aufgrund ihrer liberalen anti-preußischen Haltung zunehmend Schwierigkeiten mit Bismarck. In der Weimarer Republik avancierte sie, wenig überraschend, schnell zum Leitmedium, und wurde, wiederum fast schon selbstverständlich, von den Nazis verboten. Genau diese Linie, und keine andere, sollte mit der FAZ fortgeführt werden. Feuilleton, Börsennachrichten, Amerika, CDU, und dabei immer schön an das Potsdamer Abkommen denken: Entnazifizierung, Dezentralisierung, Demilitarisierung (ab 1955 NATO), und Demokratisierung. Neben Spiegel, ZEIT, WELT, SZ und Tagesspiegel konnten die Alliierten damit allen Lesern ein Angebot machen.