Passend zu dem Starkregen und den zugelaufenen Kellern in Hessen in der Nacht, kam heute morgen auf ZDFinfo, rein zufällig natürlich, denn das Programm kann man so genau wirklich nicht timen, eine Doku über die Arche Noah. Dort ging u.a. um einen Zufallsfund. Ein Mann brachte im Jahre 2009 einen Krug, den er im Nachlass seines Vaters gefunden hatte, ins Museum, letztlich um zu erfahren, ob er etwas wert ist. Im Prinzip „Bares für Rares“, nur ohne Publikum. Dabei stellte sich heraus, dass die Inschrift auf dem Krug offenbar die Bauanleitung für eine Arche war, nicht für ein normales Lastenfloß.

Das Problem bei der Entschlüsselung von Keilschrift ist, dass es nur sehr wenig Wissen darüber und nur sehr wenige Experten gibt, die sie lesen können. Es langt nämlich nicht, die Buchstaben zu entziffern, man muss auch noch die Sprache und ggf. ihre Dialekte verstehen. So ist es durchaus möglich, dass es zu bestimmten Themen weltweit nur einen einzigen Experten gibt. Dieser Experte hat die absolute Interpretationsherrschaft, zu entscheiden, was dort steht. Er kann entscheiden, ob der Fund eine Sensation ist, mit der sich sensationell viel Geld verdienen lässt, oder ob es lediglich wertloses Gerümpel ist.

Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass ein Krug, den ein Offizier einst auf einem Bazar gekauft hat und, der in einem Vorort von London verwahrt wurde, die Bauanleitung für eine Arche a’la Noah enthält? Mit exakt 0.00% liegen Sie extrem nahe dran, würde ich sagen. Ich unterstelle dem Experten natürlich nicht, dass er lügt, oder in Anbetracht der Umstände schwach geworden ist, wie wohl sehr viele andere Menschen in einer ähnlichen Situation schwach werden würden, aber was behauptet wird, ist extrem unwahrscheinlich, lässt sich jedoch genauso extrem unwahrscheinlich widerlegen.

Ähnlich ist die Situation u.a. der theoretischen Physik. Es gibt z.B. nicht viele, die den „Bad Boy of Physics“ Leonard Susskind fachlich widerlegen können. Genau genommen muss ein Thema nur hinreichend kompliziert sein, und irgendwelche Experten, denen von anderen Experten im Vorfeld bescheinigt wurde, Experte zu sein, können der gesamten Fachwelt etwas vom Hasen erzählen. Die Kollegen stimmen regelmäßig zu, auch wenn sie eigentlich nur Bahnhof verstehen, schon allein deshalb, um nicht aus dem elitären Kreis der Experten ausgeschlossen zu werden. Si tacuisses philosophus mansisses.

Dieselbe Problematik existiert natürlich theoretisch auch in der Justiz. An die Einschätzung eines gerichtlich bestellten Sachverständigen, ist das Gericht zwar nicht gebunden, es wird sich dieser aber regemäßig anschließen. Das liegt nicht zuletzt darin, dass Richter mit Sachverständigen nicht in der Sache diskutieren können. Die haben die „Pseudowissenschaft“ Jura studiert, und nicht Physik, Materialkunde, Bauingenieurswesen, Medizin, etc. pp. Wenn der Sachverständige einen korrekten Eindruck macht, wie ihn z.B. Gerd Postel gemacht hat, dann passt das schon. Es geht allerdings auch nicht anders.