Ein sog. „Ökonom“ (= Wirtschaftswissenschaftler), die postmoderne Version der mittelalterlichen Alchemisten, die im übertragenen Sinne behaupten, goldähnliche Derivate (= Wohlstand) erschaffen zu können, wird mit seinen genialen Ideen im Business Insider zitiert. Solche Publikationen, die sich wirtschaftlichen Themen widmen, gehören übrigens zur Picks&Shovels Industrie. Sie bringen postmoderne Möchtegern-Goldschürfer auf geniale Ideen, so wie man den echten Goldschürfern früher Hacken und Schaufeln verkauft hat. Sie verdienen ihr Geld an der Gier anderer, ohne dabei das Risiko einzugehen, dass die genialen Ideen am Ende leider doch keinen Gewinn abwerfen. Haben Sie schon mal einen sog. „Finanzberater“ gesehen, der seinen eigenen Empfehlungen folgt? Wie kommt es eigentlich, dass man bombensichere Get-rich-quick-Ideen für nur wenige Euros an jedem (virtuellen) Zeitungsstand kaufen kann? Warum kauft die eigentlich nicht jeder? Sind wir alle blöd? Nein, wir sind nicht alle blöd, nur manche.
Anyways, wie sehen diese 66 genialen Ideen des „Ökonomen“ aus, der einen Lehrstuhl auf einer deutschen Universität bekleidet? Ich bringe sie auf den Punkt: Verfassungswidrig! Wie komme ich zu dieser Einschätzung? Ich werfe einen Blick in die Entscheidung des BVerfG zum KPD-Verbot:
Das Grundgesetz bezeichnet die von ihm geschaffene Staatsordnung als eine freiheitliche Demokratie. Es knüpft damit an die Tradition des „liberalen bürgerlichen Rechtsstaats“ an, wie er sich im 19. Jahrhundert allmählich herausgebildet hat und wie er in Deutschland schließlich in der Weimarer Verfassung verwirklicht worden ist. Diese freiheitliche demokratische Ordnung nimmt die bestehenden, historisch gewordenen staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse und die Denk- und Verhaltensweisen der Menschen zunächst als gegeben hin. Sie sanktioniert sie weder schlechthin noch lehnt sie sie grundsätzlich und im ganzen ab; sie geht vielmehr davon aus, daß sie verbesserungsfähig und -bedürftig sind. Damit ist eine nie endende, sich immer wieder in neuen Formen und unter neuen Aspekten stellende Aufgabe gegeben; sie muß in Anpassung an die sich wandelnden Tatbestände und Fragen des sozialen und politischen Lebens durch stets erneute Willensentschließungen gelöst werden. Die freiheitliche Demokratie lehnt die Auffassung ab, daß die geschichtliche Entwicklung durch ein wissenschaftlich erkanntes Endziel determiniert sei und daß folglich auch die einzelnen Gemeinschaftsentscheidungen als Schritte zur Verwirklichung eines solchen Endzieles inhaltlich von diesem her bestimmt werden könnten. Vielmehr gestalten die Menschen selbst ihre Entwicklung durch Gemeinschaftsentscheidungen, die immer nur in größter Freiheit zu treffen sind. Das ermöglicht und erfordert aber, daß jedes Glied der Gemeinschaft freier Mitgestalter bei den Gemeinschaftsentscheidungen ist. Freiheit der Mitbestimmung ist nur möglich, wenn die Gemeinschaftsentscheidungen — praktisch Mehrheitsentscheidungen — inhaltlich jedem das größtmögliche Maß an Freiheit lassen, mindestens aber ihm stets zumutbar bleiben. …
Die freiheitliche Demokratie ist von der Auffassung durchdrungen, daß es gelingen könne, Freiheit und Gleichheit der Bürger trotz der nicht zu übersehenden Spannungen zwischen diesen beiden Werten allmählich zu immer größerer Wirksamkeit zu entfalten und bis zum überhaupt erreichbaren Optimum zu steigern. Dies erscheint ihr erstrebenswerter als die Verfolgung eines utopischen, d.h. rational nicht beweisbaren und durch die Erfahrung der Geschichte nicht gestützten Staatsideals, das die volle Verwirklichung beider Ideale in einer nicht absehbaren Zukunft verspricht, dafür aber das Opfer von Generationen verlangt, denen weder Freiheit noch Gleichheit gewährt werden kann. Die freiheitliche Demokratie verwirft es, wenn für Ziele im praktisch-politischen Leben der Absolutheitsanspruch erhoben wird, weil daraus unvermeidlich politische Intoleranz folgt. Die freiheitliche Demokratie setzt im Grunde nur voraus, daß im politischen Bereich die Möglichkeit eines „relativen Vernunftgehalts“ aller politischen Meinungen anerkannt und die Vereinfachung der Auseinandersetzungen durch Diskreditierung der gegnerischen Anschauungen und wirkliche Unterdrückung vermieden wird. Von diesem System geistiger Freiheit und Toleranz, geduldiger Reformarbeit und fortwährender Auseinandersetzung mit anderen grundsätzlich als gleichberechtigt angesehenen Auffassungen führt keine Brücke zu einer politischen Anschauung, die fordert, es müsse um eines materiellen Zieles willen, das von einer politischen Partei oder Klasse als allgemein verbindlich proklamiert wird, das ganze freiheitliche System unter Einsatz radikalster Mittel beseitigt werden.