Nachdem ganz Deutschland um die Zukunft der CSU besorgt ist, möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um ein paar Highlights in Erinnerung zu rufen.
Gegründet wurde die CSU im Jahre 1945, unter anderem durch den Ochsensepp, mit bürgerlichem Namen Josef Müller. Der Ochsensepp galt insoweit als „zuverlässig“, denn er hatte im Dritten Reich Kontakte zum Widerstand, insbesondere zum Kreis um Hans Oster. Deshalb wurde er von den Nazis verhaftet, vor dem Reichsgericht angeklagt und nach umfangreichen Verhören durch die Gestapo unerwartet freigesprochen. Die anderen Mitangeklagten, mit Ausnahme des späteren CSU-Politikers Franz Liebig, hatten dieses Glück leider nicht. Im Anschluss saß der Ochsensepp bis zum Kriegsende im KZ, in Buchenwald, Flossenbürg und zuletzt in Dachau, wo er von den Amerikanern befreit wurde. Erster bayrischer Ministerpräsident wurde überraschend jedoch nicht er, sondern der nicht minder „zuverlässige“ Hans Ehard, der sich als Hilfsstaatsanwalt in der Weimarer Republik einen Namen gemacht hatte.
Einen wundersamen und insbesondere raschen Aufstieg legte 1945 auch der junge Franz Josef Strauß hin. Ihm gelang das Kunststück, lediglich kurze Zeit in amerikanischer Kriegsgefangenschaft zu verbringen, während die meisten seiner Kameraden in Bad Aibling Zwangsurlaub unter freiem Himmel genießen durften. Warum er diese privilegierte Behandlung erhielt, ist unklar. Die Wikipedia erwähnt seine guten Englischkenntnisse, in den Medien wurde allerdings auch behauptet, er habe den Amerikanern geheime Unterlagen zur deutschen Luftverteidigung übergeben. Das wäre natürlich hässlich, denn er hätte damit das Leben der deutschen Zivilbevölkerung gefährdet. Da diese „Erkenntnisse“ jedoch zum größten Teil auf die Stasi zurückgehen, ist Vorsicht geboten. Man kann jedoch festhalten, dass kurze Kriegsgefangenschaft damals zumindest ungewöhnlich war. Offen bleibt, was ihn „zuverlässig“ machte.
Ungewöhnlich waren dann später auch die Vorgänge rund um die sog. „Starfighter-Affäre“ und den höchst sonderbare Milliardenkredit für die DDR.
Im Jahre 2002, kurz vor der Bundestagswahl, schoss sich CSU-Kanzlerkandidat Stoiber nach dem Motto „dümmer geht nimmer“ ein politsches Eigentor, indem er die deutsche Unterstützung im Irakkrieg forderte und Bundeskanzler Schröder einen „Kronzeugen Saddams“ nannte. Mit der Forderung nach einer indirekten Kriegsbeteiligung, gewinnt man in der Bundesrepublik keine Wahlen, denn sie weckt unterbewusst Erinnerungen an die Sportpalastrede.
Was das aggressive Framing von politischen Gegnern anbetrifft, hat die CSU traditionell schlechte Erfahrungen gemacht, denn laut einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 1982 darf sie „NPD Europas“ genannt werden. Da war wohl offenkundig jemand in die „Streisand-Falle“ getappt. Der leicht durchschaubare Versuch Herrn Söders, einen Mitbewerber auf dieselbe Weise reinzulegen, ist leider gescheitert. Der gute Wille zählt.
Zumindest hat der bayrische Landesfürst das traditionelle Erfolgsmodell der CSU verstanden, die bedingungslose Nibelungentreue zum großen Bruder.
Transatlantische Partnerschaft vor der Sicherheitskonferenz @MunSecConf: Treffen mit dem Kommandeur der US-Armee in Europa General Cavoli. Wir sind gerne Gastland für viele US-Soldaten. Bayern steht zur Partnerschaft mit den USA. Wir sind für eine starke NATO und Bundeswehr. pic.twitter.com/DhORI4ko47
— Markus Söder (@Markus_Soeder) February 14, 2020