In Österreich ist es um die Politik natürlich keinen Deut besser bestellt, als hier. Auch dort wurde von den Alliierten nach dem Krieg im Wege des Nation Buildings ein Staat aus der Retorte geschaffen und die Parteien inklusive Spitzenpolitiker mitgeliefert. Die „christliche“ Partei, mit der im Nachbarland die braven Kirchgänger eingefangen werden sollen, heißt ÖVP und ist die Nachfolgerin der ehemaligen „Christsozialen„.

Exkurs: In Österreich gab es nach Ende des 1. Weltkriegs auch einen „Versailler Vertrag“, und zwar den von Saint-Germain. Dort wurde Österreich die Wiedervereinigung mit Deutschland verboten, die das deutschösterreichische Parlament zuvor beschlossen hatte. Den teuflischen Kunstmaler und seine Spießgesellen hat dies bekanntlich nicht interessiert. Im sog. „Staatsvertrag“, mit dem Österreich im Jahre 1955 seine Souveränität zurückerlangte, wurde von den Amerikanern deshalb zur Sicherheit ein Anschlussverbot verankert. Der Deutsche Bund bleibt für immer aufgelöst.

Nach diesem Vorspann nun zum eigentlichen Sachverhalt: Der politische Senkrechtstarter Sebastian Kurz steht unter massivem Korruptionsverdacht. Um ihn als konservativen Überraschungskandidaten aufzubauen (sog. „Kurz-Effekt“), sollen – laut Begründung der WKStA, die selbstverständlich an die Medien durchgestochen wurde – mit Geldern des Finanzministeriums manipulierte Umfragen veröffentlicht worden sein. Zur Klarstellung: Es geht nicht um Olaf Scholz, der nach der Veröffentlichung von Umfragen wie aus dem Nichts zum Favoriten auf die Kanzlerschaft wurde, sondern um seinen Kollegen aus Österreich. Nun soll sich angeblich sein grüner Koalitionspartner von ihm abgewendet haben. Das heißt, dass es dort demnächst Neuwahlen geben könnte, und man spekuliert natürlich auf einen ähnlichen links-grünen Coup, wie in Deutschland. Die österreichischen „Liberalen“, nicht zu verwechseln mit den „Freiheitlichen“, das sind dort die bösen Populisten, heißen in Österreich NEOs. Das Zünglein an der Waage spielen, können die bestimmt auch.

 

Update (10.10.2021): Und weg ist er. Eigentlich schade, denn ich finde, er hat Österreich gut repräsentiert. Dass er über gängige Wahlkampfmethoden gestürzt ist, die in dieser oder in ähnlicher Form nicht nur in den Nachbarnländern, sondern überall praktiziert werden, verwundert doch sehr. Manipulierte Umfragen sind das Normalste der Welt. Wenn bei Umfragen nicht das von Anfang an gewünschte Ergebnis rauskommt, werden sie gar nicht veröffentlicht.