Heute hat der Bundespräsident die documenta in Kassel eröffnet. Natürlich lebt diese Ausstellung davon, dass es weiterhin Menschen gibt, die mit moderner Kunst nichts anfangen können. In Dänemark ist dieses Phänomen unter dem Namen „Rindalismus“ bekannt, nach dem Poltiker Peter Rindal, der moderne Kunst als „völlig unverständlich und lächerlich“ bezeichnete und deren staatliche Förderung streichen wollte. In Deutschland hat dieses Thema natürlich eine besondere Brisanz, denn bekanntlich versuchten die Nazis, den akademischen Kunstbegriff per Handwerksordnung zu erzwingen, der in den Akademien der schönen Künste in ganz Europa bis zum Ende des Ersten Weltkriegs vorherrschend war. Der Streit war jedoch selbst damals nicht neu, denn schon 1911 hat die Ankaufspolitik eines Bremer Museumsleiters landesweit für Aufsehen gesorgt.

Mittlerweile wissen wir natürlich nicht nur dank unseres Bundesverfassungsgerichts, dass Kunst nicht definierbar ist, was dazu führt, dass alles Kunst sein kann, selbst menschliche Fäkalien in Dosen, sondern auch, dass moderne Kunst von der CIA gefördert wurde, um in Deutschland den Amerikanismus zu verbreiten. Während man sich bei der WELT fragt, ob man Nazi-Kunst schön finden darf, wird im Arno Brekers „Staatsatelier“ moderne Kunst gezeigt.

Damit wäre das Thema auch schon abgearbeitet. Es geht nicht um die Kunst, sondern um Ideologie. Moderne Kunst, so unverständlich und lächerlich sie auch wirken mag, hat eine Aufgabe: Sie soll das Gegenmodell zum Nationalsozialismus sein. Wer sich mit ihr identifiziert, ist vom Bösen geläutert. Es ist nichts anderes, als Virtue-Signalling. Man ist sich selbst für absurdesten Mist nicht zu schade, sofern es nur die richtige Gesinnung zum Ausdruck bringt.

Ich hingegen werde bezüglich moderner Kunst weiterhin von meiner negativen Kunstfreiheit Gebrauch machen. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.